Harninkontinenz verursacht in Deutschland Kosten von mehr als 20 Milliarden Euro

Berlin – Die geschätzte wirtschaftliche Belastung durch Harninkontinenz in allen Ländern der Europäischen Union (EU) lag im vergangenen Jahr bei 69,1 Milliarden Euro. Hierbei weist Deutschland mit 21,6 Milliarden Euro die größten Kosten in der EU auf.
Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, könnte die wirtschaftliche Belastung durch Harninkontinenz um geschätzt 25 Prozent auf 86,7 Milliarden Euro im Jahr 2030 in der EU ansteigen. Das geht aus einer neuen sozioökonomischen Analyse hervor, auf den die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hinweist.
„Analog zu bestehenden europäischen Gesundheitsinitiativen, etwa bei der Krebsfrüherkennung, hält die DGU die Entwicklung einer umfassenden EU-Gesundheitsstrategie für Kontinenz für notwendig und ruft die nationalen politischen Entscheidungsträger in Deutschland dazu auf, den Anliegen der Initiative Gehör zu schenken“, sagte der DGU-Generalsekretär Maurice Stephan Michel.
Da das Risiko für eine Harninkontinenz mit zunehmendem Alter steige und Deutschland zu den EU-Ländern mit der ältesten Bevölkerung zähle, müsse eine verbesserte Kontinenzgesundheit auch im besonderen Interesse der deutschen Politik liegen, betonte der Experte.
Die DGU unterstütze daher eine von der European Association of Urology (EAU) initiierte europaweite Kampagne namens „An Urge to Act“ um das Bewusstsein und die politische Aufmerksamkeit für Kontinenzprobleme zu erhöhen und grundlegende Verbesserungen für die Kontinenzgesundheit in Europa zu erreichen.
Die EAU und ihre zahlreichen Unterstützer formulieren darin notwendige Maßnahmen, um die direkten Kosten und die Belastungen der Patientinnen und Patienten durch Harninkontinenz zu verringern. Dazu gehören neben einer evidenzbasierten europäischen Gesundheitsstrategie beispielsweise mehr spezialisierte Gesundheitsdienstleister, nachhaltige Kontinenzpflegelösungen und eine bessere Finanzierung der Forschung im Bereich Kontinenz.
„Mit der deutschsprachigen Zusammenfassung des Berichts und der Übersetzung des Zehn-Punkte-Grundsatzprogramms von „An Urge to Act“ verfolgen wir als erstes das Ziel, die enorme, aber noch immer unterschätzte Bedeutung der Thematik im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen“, sagte Daniela Schultz-Lampel, DGU-Vorständin und Vorsitzende des DGU-Arbeitskreises „Urologische Funktionsdiagnostik und Urologie der Frau“, der die wissenschaftliche Fachgesellschaft in der Kampagne vertritt.
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