Hausärzte fordern Reform des Medizinstudiums noch vor der Bundestagswahl
Berlin – Druck bei der Umsetzung des sogenannten Masterplans Medizinstudium 2020 machen der Deutsche Hausärzteverband und die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). „Die Vorschläge, die auf dem Tisch liegen, sind gut. Die Reform steht kurz vor der Ziellinie. Wenn wir die Einigung jetzt jedoch verschlafen, werden wir das zukünftig teuer bezahlen“, appellieren Erika Baum, Präsidentin der DEGAM, und Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, an die politischen Entscheidungsträger. Sie bezeichnen den Masterplan als „aktuell eine der wichtigsten Reformen im deutschen Gesundheitswesen“.
Bereits 2013 hatte die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag eine Reform des Medizinstudiums vereinbart. Anfang 2015 rief sie eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe der Gesundheits- und Wissenschaftsminister ins Leben, die sich seither mit der Erstellung des Masterplans befasst. Dieser soll die Zulassung zum Medizinstudium reformieren, die Ausbildung praktischer gestalten und die Allgemeinmedizin stärken.
Zu letzterem zählt insbesondere die Quartalisierung des praktischen Jahres (PJ) – es soll also künftig vier statt wie bislang drei Teile umfassen – verbunden mit der Einführung eines verpflichtenden Abschnitts in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung. Zudem soll die Allgemeinmedizin verpflichtendes Prüfungsfach im dritten Staatsexamen werden. Diese Beschlüsse hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) Mitte 2016 in weiten Teilen bestätigt. Seither gibt es aber keine Fortschritte bei der Verabschiedung des Masterplans.
„Ohne eine Reform des Medizinstudiums wird es nur schwer möglich sein, die hausärztliche Versorgung langfristig zu sichern. Es wäre ein fatales Signal, wenn die Reform jetzt in den Mühlen des Föderalismus hängen bleiben würde“, so Weigeldt.
Eine wichtige Rolle spielt dabei sicherlich, dass verschiedene Maßnahmen im Entwurf des Masterplans von Ärzten und Studierenden scharf kritisiert werden, zum Beispiel die Landarztquote. Sie sieht vor, eine bestimmte Zahl von Medizinstudienplätzen in einem Bundesland für künftige Landärzte zu reservieren und diese Plätze nur an Abiturienten zu vergeben, die sich verpflichten, nach vollständig abgeschlossener Ausbildung für eine bestimmte Zeit in einer unterversorgten Region im ländlichen Raum zu praktizieren.
In ihrem heutigen Aufruf fokussieren der Hausärzteverband und die DEGAM denn auch stärker auf die geplanten Änderungen der Curricula: „Wir müssen uns bewusst machen, dass eine Gesellschaft des längeren Lebens eine stabile hausärztliche Versorgung und eine angemessene Ausbildung aller Studierenden in diesem Versorgungsbereich benötigt“, sagte Baum.
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