Hebammen im Fokus der Politik

Mainz – Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat zum Welthebammentag am Sonntag sein Engagement zur Stärkung der Geburtshilfe unterstrichen. Die in einem Eckpunk-tepapier beschlossenen Sofortmaßnahmen zur Sicherstellung einer flächendeckenden Hebammenversorgung würden aktuell umgesetzt, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. So werde derzeit vom IGES-Institut ein Gutachten zur stationären Hebammenversorgung erstellt.
Hebammen und Entbindungspfleger leisten laut Ministerium einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag für die medizinische Versorgung Schwangerer, junger Mütter und Neugeborener. Mitte Mai starte das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG), dass zwei Maßnahmen für eine verbesserte Geburtshilfe vorsehe. Bessere Betreuungsmöglichkeiten sollen die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf für in Krankenhäusern tätige Hebammen und Entbindungspfleger fördern. Zudem soll ein elektronisches Verzeichnis Familien bei der Suche nach einer Hebamme für die Vor- und Nachsorge oder Geburtsbegleitung helfen.
Ehemaligen Hebammen und Entbindungspflegern wird laut BMG seit Beginn des Jahres der Wiedereinstieg in ihren Beruf erleichtert. Mit einem Gesetzentwurf zur Reform der Hebammenausbildung wird derzeit die in einer EU-Richtlinie geforderte Akademisierung umgesetzt. Die Hebammenausbildung werde stärker wissenschaftlich ausgerichtet und bliebe dennoch berufsnah, heißt es zum Referentenentwurf, der sich in der Verbände- und Ressortabstimmung befindet.
Gestern hatte der Deutsche Hebammenverband beklagt, dass die Geburtshilfe seit Jahren unterfinanziert sei. Es brauche ein „Geburtshilfe-Stärkungsgesetz“ mit nachhaltigen politischen Maßnahmen, um die Situation zu ändern. „Die Situation im Kreißsaal ist mittlerweile so dramatisch, dass einzelne Maßnahmen nicht helfen werden“, sagte Verbandschefin Ulrike Geppert-Orthofer. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern betreuten Hebammen in deutschen Kliniken mehr als doppelt so viele werdende Mütter.
Das Sozialministerium in Rheinland-Pfalz hatte kürzlich mitgeteilt, dass es ab dem Schuljahr 2019/20 mehr Ausbildungsplätze für Hebammen und Entbindungspfleger geben soll. Die Zahl werde um rund 50 auf insgesamt 185 Ausbildungsplätze aufgestockt.
Landesweit sind dem Gesundheitsministerium zufolge 990 Hebammen tätig. Das seien aber nicht genug. „Es fehlen 49 Fachkräfte, um Angebot und Nachfrage zu decken“, sagte eine Ministeriumssprecherin. Bei der Berechnung werde von 49 Vollzeitstellen ausgegangen. In der Praxis arbeiteten allerdings viele Hebammen in Teilzeit.
Der Hebammen-Landesverband Rheinland-Pfalz begrüßte die Entwicklung. „Eine der Säulen der Sicherung von Fachpersonal ist die Ausbildung“, erklärte die Vorsitzende Ingrid Mollnar. Die zweite Säule sei es, die Arbeitsbedingungen in den Kliniken schnell zu verbessern. „Regelmäßige ungeplante Zusatzdienste und Überstunden sind für Hebammen die Regel.“ Es fehle eine ordentliche Personalbemessung und eine angemessene Finanzierung der Geburtshilfe, kritisierte Mollnar.
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