Ärzteschaft

Heilungschancen für Kinder mit malignen Lymphomen in Deutschland bei 90 Prozent

  • Montag, 11. Dezember 2017

Kiel – Kinder mit malignen Lymphomen haben in Deutschland gute Heilungs­aus­sichten. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Pathologie. „Diese Erkrankun­gen, die sich in zahlreiche Subtypen gliedern, gehören zu den seltenen Erkrankungen“, erläuterte Ilske Oschlies, Oberärztin am Institut für Pathologie der Christian-Albrechts-Universität Kiel.

Positiv sei, dass etwa 90 Prozent der Ersterkrankungen von kindlichen Lymphomen geheilt werden könnten. Möglich sei dies unter anderem dadurch, dass Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf ein Lymphom an spezialisierte Zentren überwiesen und im Rahmen von Protokollen nationaler klinischer Studiengruppen betreut würden. 

Große Unterschiede

Lymphome von Kindern und Jugendlichen unterscheiden sich deutlich von denen im Erwachsenenalter. „Beim follikulären Lymphom beispielsweise, bei dem sich genetisch veränderte B-Lymphozyten unkontrolliert vermehren, haben wir durch die Forschung der letzten Jahre gelernt, dass die Erkrankung bei Kindern ganz anders verläuft als die gleichnamige Erkrankung bei Erwachsenen“, sagte Oschlies.

Deshalb unterscheide sich auch die Therapie. „Jahrelange Forschungen unter Auswer­tung internationaler Daten haben gezeigt, dass eine chemotherapeutische Behandlung, wie sie früher durchgeführt wurde, in diesen speziellen Fällen nicht erforderlich ist“, so die Expertin. Die Forschung habe es möglich gemacht, manchen jungen Menschen mit diesem Krankheitsbild heute die Nebenwirkungen und Spätfolgen hochtoxischer Thera­pien zu ersparen.

Laut der Fachgesellschaft ist es besonders wichtig, dass das rare Tumormaterial zentral gesammelt und analysiert wird. Nur so komme die Forschung voran und könne neue Ergebnisse schnell in die klinische Praxis weitergeben. „Wir brauchen hier die Koopera­tion aller pathologischen Institute und bitten darum, zum Beispiel auch Gewebe von Rezidiven nicht im eigenen Institut zu lagern, sondern zur zentralen Auswertung und für Studienzwecke an eines der fünf pädiatrischen Referenzzentren, koordiniert durch das Zentrum in Kiel, zu schicken“, appelliert die Spezialistin.

„Wir gehen davon aus, dass es in etwa fünf Jahren möglich sein wird, auch auf Basis von paraffinfixiertem Material ein molekulares Profil erstellen zu können. Dadurch werden wir dann frühzeitig Hochrisikofälle ausmachen können. Wir werden dann auch sicher mehr darüber wissen, welche immunregulierenden Therapien, die bislang in der Onkologie für Erwachsene eingesetzt werden, auch für Kinderlymphome geeignet sind“, wirft sie einen Blick in die Zukunft.

hil

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