Medizin

Hepatitis-C-Therapie könnte bei MERS helfen

  • Montag, 9. September 2013
Uploaded: 09.09.2013 18:27:11 by mis
MERS-Coronaviren /Health Protection Agency

Hamilton – US-Forscher haben möglicherweise eine wirksame Therapie für MERS (Middle East respiratory syndrome) gefunden. Die Kombination aus Interferon-alpha2b plus Ribavirin, seit langem ein Therapiestandard bei der Hepatitis C, war in Zellex­peri­menten auch gegen das MERS-Coronavirus wirksam. In einer ersten tierex­perimen­tellen Studie in Nature Medicine (2013; doi: 10.1038/nm.3362) wurden Makaken vor der lebensgefährlichen Erkrankung bewahrt.

Seit dem spektakulären Todesfall eines Patienten aus Katar an einer Londoner Klinik im September letzten Jahres sind weltweit 111 Menschen an MERS erkrankt, die meisten davon auf der arabischen Halbinsel. 55 Patienten sind an den Folgen der foudroyanten Infektion gestorben, die innerhalb von wenigen Tagen zu Pneumonie und akutem Nierenversagen führen kann.

Die Hepatitis C ist dagegen eine chronische Infektion, die, wenn überhaupt, erst nach Jahrzehnten zur Leberzirrhose und Leberkrebs führt. Und die Viren, die beide Erkran­kungen auslösen, sind nicht miteinander verwandt. Die Wirkung von Ribavirin und Interferon sind jedoch im Prinzip nicht auf die Hepatitis C beschränkt. Ribavirin hat ein breites Wirkungsspektrum gegen RNA- und DNA-Viren und Interferone unterstützen in den Zellen ganz allgemein die körpereigene Virusabwehr.

Bei der SARS-Epidemie von 2002/2003, die durch ein verwandtes Coronavirus ausgelöst wurde, waren die beiden Hepatitis C-Medikamente mit gewissen Erfolg eingesetzt worden, so dass es für das Team um Heinz Feldmann von den Rocky Mountain Laboratories, einem Hochsicherheitslabor der National Institutes of Health in Hamil­ton/Montana, nahe lag, die Wirkung beim MERS-CoV zu erproben. Die Forscher untersuchten die Wirkung zuerst an Nierenzellen von Makaken, dem bisher einzigen bekannten anderen Primaten, der durch CoV infiziert wird. Nachdem hier eine deutliche Wirkung beobachtet wurde, war die Zeit für die ersten tierexperimentellen Studien gekommen.

Sechs Makaken wurden absichtlich mit MERS-CoV infiziert. Acht Stunden später wurden drei Tiere subkutan mit Interferon-alpha2b und intravenös mit Ribavirin behandelt. Im Gegensatz zu den anderen drei unbehandelten Tieren kam es bei den behandelten Tieren zu keinen Atembeschwerden und nur zu milden radiologischen Zeichen einer Pneumonie, berichtet das Team um Feldmann. Die lokalen und systemischen Entzün­dungsmarker seien durch die Medikamente deutlich vermindert worden, und die Viruslast sei geringer gewesen als bei den unbehandelten Tieren.

Die tierexperimentellen Befunde können zwar nicht vorhersagen, wie die Therapie beim Menschen anschlägt, sie dürfte aber demnächst bei Patienten zum Einsatz kommen. Eine Epidemie wie bei SARS ist zwar bisher ausgeblieben und nach Einschätzung von Experten derzeit auch nicht zu befürchten.

Es kommt aber immer wieder zu sporadischen Erkrankungen. Nachdem die auslösenden Viren kürzlich bei Fledermäusen nachgewiesen wurden und ein positiver Antikörper­nachweis bei Kamelen vermuten lässt, dass diese Wüstentiere ein weiteres Glied in der Übertragungskette sind, stehen im Prinzip Instrumente für präventive Maßnahmen zur Verfügung.

rme

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