Hessen bekommt Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health
Wiesbaden – Das Land Hessen wird ein Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health einrichten und hat dazu gestern in Wiesbaden eine Kooperationsvereinbarung mit zwei Hochschulen unterzeichnet. Es folgt damit nach Angaben von Landessozialminister Stefan Grüttner (CDU) mehreren Beispielen in zwei anderen Bundesländern.
Das Institut für Medizinische Informatik der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Fachbereich Gesundheit der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen sollen gemeinsam ein solches Zentrum errichten und Anfang kommenden Jahres an den Start bringen.
Die Erwartungen an das Vorhaben sind groß. So soll das geplante Kompetenzzentrum helfen, die sektorenübergreifende elektronische Kommunikation im Gesundheitswesen zu verbessern. Es soll zudem dazu beitragen, neue Versorgungsformen und Versorgungsketten mithilfe von telemedizinischen und E-Health-Lösungen voranzubringen, bei Fragen zur Funktion und Wirksamkeit von Informations- und Kommunikationstechnologien beraten und den Auf- und Ausbau nationaler und internationaler Kooperationen auf diesem Gebiet initiieren.
Auch erhofft sich die Landesregierung von der hochschulübergreifenden Partnerschaft wissenschaftliche Expertise bei der Entwicklung, dem Betrieb und der Nutzung von digitalen Systemen und Anwendungen sowie Unterstützung bei der Beurteilung der Förderungswürdigkeit von Projekten im telemedizinischen Bereich. Das Hessische Sozialministerium wird überdies einen E-Health-Beirat berufen und dem künftigen Kompetenzzentrum dabei die Rolle einer Geschäftsstelle zuweisen.
„Als neutrale Instanz können wir Projektaktivitäten bewerten und dem Land beratend zur Verfügung stehen“, sagte der Präsident der Gießener Universität, Joybrato Mukherjee. Er kann sich vorstellen, dass das künftige Kompetenzzentrum auch an der Schaffung einheitlicher Normen bei der Vielzahl vorhandener „Gesundheits-Apps“ mitwirkt. „Es gibt einen weitgehend ungeordneten Markt an Applikationen und Anwendungen im Healthbereich. Hier muss die Spreu vom Weizen getrennt werden und mehr Standardisierung und Zertifizierung hineinkommen. Das alles kann auch das künftige Kompetenzzentrum leisten.“
Sozialminister Grüttner unterstrich, dass die Telemedizin gerade in der medizinischen Versorgung von Menschen im ländlichen Raum helfen kann, Distanzen zwischen immobilen Patienten und ihren Haus- und Fachärzten zu überwinden und deren Zusammenarbeit mit Pflegekräften zu verbessern. Zugleich biete ihr Einsatz die Chance, „Fehl- und Überbehandlungen sowie unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden“.
Der Politiker erwähnte in diesem Zusammenhang ein Kliniknetz in Nordhessen, in dem neun Krankenhäuser der Region ohne eigene neurologische Abteilung mit den neurologischen Experten im Klinikum Kassel zusammenarbeiteten. Die Häuser würden sich beispielseise bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten im Wege der Telemedizin mit dem Kasseler Klinikum zusammenschalten und beraten. Abhängig vom Zustand solcher Patienten ersparten sie diesen damit auch lange Rettungswege. Das Land stellt nach eigenen Angaben in diesem Jahr 1,5 Millionen Euro und ab dem kommenden Jahr bis zu sechs Millionen Euro für die Förderung solcher Projekte bereit.
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