Hessen stoppt Förderung von gezuckerter Schulmilch

Wiesbaden – Nach Kritik der Verbraucherorganisation Foodwatch an mehreren Bundesländern, gesüßte Schulmilch zu fördern, fallen die Reaktionen bei den Betroffenen unterschiedlich aus. Während Hessen die Förderung stoppte, sieht Nordrhein-Westfalen (NRW) keinen Anlass dafür.
Vor dem Hintergrund, dass zuckerhaltige Lebensmittel möglichst komplett aus dem Angebot von Schulen und vorschulischen Einrichtungen herausgenommen werden sollten, habe Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) nun beschlossen, Kakao künftig nicht mehr über das Schulmilchprogramm der EU anzubieten, teilte das Umweltministerium in Wiesbaden mit. Die notwendigen Änderungen der Richtlinie würden derzeit erarbeitet und schnellstmöglich umgesetzt.
Nordrhein-Westfalen will trotz der Kritik an den gesüßten Getränken neben Milch auch weiterhin Kakaogetränke in den Schulen fördern. Allerdings soll die Beihilfe für Kakao im Rahmen des EU-Schulprogramms deutlich niedriger ausfallen als die für Milch, wie ein Sprecher des NRW-Verbraucherschutzministeriums mitteilte.
„Viele (ältere) Kinder trinken keine Milch, sondern nur Kakao und kommen häufig auch ohne Frühstück zur Schule“, begründete der Sprecher den Schritt in einer Stellungnahme. Insbesondere diese Gruppe solle mit dem weitergeführten Kakaoangebot unterstützt werden. Der Sprecher des NRW-Ministeriums betonte, die Förderung von Trinkmilch habe klaren Vorrang.
Die Beihilfe für Milch falle dreimal so hoch aus wie die für Kakao. Im Anschluss an das Schuljahr 2018/2019 werde außerdem überprüft, wie sich dies auf das Konsumverhalten ausgewirkt habe. „Bei Bedarf wird dann nachgesteuert, um eine klare Priorisierung der Trinkmilch vor Kakao zu erzielen.“
Foodwatch lobte die Entscheidung aus Hessen und forderte die Landesregierungen in Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen auf, dem Beispiel zu folgen und als letzte verbliebene Bundesländer die Förderung gezuckerter Milchprodukte ebenfalls umgehend zu beenden.
Die Europäische Union hatte 2017 ihr Schulmilch-Förderprogramm reformiert. Den Produkten dürfe möglichst kein Zucker, Salz oder Fett hinzugefügt sein, erklärte die EU. Sie lässt aber zu, dass national Ausnahmeregelungen geschaffen werden können.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: