Hilfe für Kinder aus suchtbelasteten Familien kommt oft zu spät
Stuttgart – Kinder aus suchtbelasteten Familien haben nach Experteneinschätzung deutlich bessere Entwicklungschancen, wenn sie frühzeitig externe Hilfen erfahren. Gelingt dies nicht, ist die Wahrscheinlichkeit einer späteren Suchtstörung dieser Kinder sechs Mal höher als bei Kindern aus Familien ohne Suchterkrankung, sagte der Präsident der Bezirksärztekammer Südbaden, Christoph von Ascheraden, heute in Stuttgart sagte. In Deutschland seien bis zu 2,6 Millionen Kinder unter 18 Jahren von der Suchtstörung mindestens eines Elternteils betroffen.
Michael Klein vom Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung der Kölner Katholischen Hochschule betonte, dass sich durch Suchtmittel das Elternverhalten verändere: „Der Aufbau einer stabilen Beziehung zum Kind ist häufig unmöglich.“ Es sei daher dringend nötig, das Thema zu enttabuisieren und gleichzeitig Ärzte, suchttherapeutische Einrichtungen sowie politische Entscheidungsträger für das Thema zu sensibilisieren.
Laut Klein belegen Studien aus den USA und Deutschland den Erfolg frühzeitiger Hilfen. Bei der Teilnahme von Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren an Therapieprogrammen sind demnach später keine Entwicklungsunterschiede zu Kindern aus Familien ohne Suchtproblematik festzustellen. Von Ascheraden sieht den bislang nur fallweisen Einsatz früher Hilfen hierzulande als Folge eines „Versagens des politischen Systems“. Bislang gebe es keinen gesetzlich geregelten Umgang mit Prävention.
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