Hirndruckmessung: Erste nicht-invasive Technik vergleichbar mit üblichen Hirndrucksonden

Stuttgart/Erlangen – Mit einer neuen Technik ist es Ärzten vom Neurochirurgischen Klinikum Stuttgart und der Neurochirurgischen Universitätsklinik Erlangen gelungen, den Hirndruck nicht-invasiv mittels eines akustischen Signals zu messen. In einer Studie im Journal of Neurosurgery mit 14 Patienten erzielte das Forscherteam weitgehend vergleichbare Werte beim nicht-invasiv gemessenen Hirndruck und dem invasiven Goldstandard (2017; doi: 10.3171/2016.11.JNS152268). Nur bei rasch steigendem Hirndruck waren die Messwerte für klinische Entscheidungen noch nicht ausreichend präzise.
Bisher wird der Hirndruck invasiv gemessen. Eine Messsonde wird über eine kleine Operation in das Schädelinnere eingeführt, um den Hirndruck entweder im Hirngewebe oder in den Hirnkammern zu messen. Mit Unterstützung der spezialisierten israelischen Medizintechnikfirma Headsense Medical Ltd. hat Oliver Ganslandt vom Katharinenhospital in Stuttgart in den letzten Jahren die neue Technik erprobt, die den Hirndruck nicht-invasiv misst. Das System besteht aus einem Sender und einem Empfänger, die ein bestimmtes Frequenzsignal für sechs Sekunden durch den Kopf des Patienten senden. Das akustische Signal wird dabei durch verschiedene Parameter und Gewebszustände verändert und soll somit bei Anwesenheit eines erhöhten Hirndrucks ein charakteristisches Frequenzspektrum messbar machen. Durch intelligente Auswertealgorithmen kann das Biosignal in Hirndruckwerte umgewandelt werden.
In der jetzt publizierten Studie wurde der Hirndruck mit dem neuen System gemessen und mit den üblichen Hirndrucksonden verglichen. Dabei zeigte sich in den ersten Ergebnissen, dass der nicht-invasiv gemessene Hirndruck bis zu einer bestimmten Größe dem invasiv gemessenen Hirndruck weitgehend entspricht. Die Sensitivität und Spezifität für die akustische Hirndruckmessung lag bei 0,7541 beziehungsweise 0,8887.
Es handele sich um die weltweit erste Veröffentlichung einer Technik, die es in Zukunft erlauben könnte, nicht-invasiv den Hirndruck bei Patienten mit Schädel-Hirn-Verletzungen, Blutungen oder Hirntumoren zu erfassen, teilt das Klinikum Stuttgart mit. Die Erkenntnisse dienen als Basis und können nun zur Marktreife weiterentwickelt werden.
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