Politik

Hitzige Debatte im Club: Spahn zeigt sich offen für Modellprojekte

  • Montag, 30. August 2021
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) /picture alliance, Christoph Soeder
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) /picture alliance, Christoph Soeder

Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat im Gespräch mit der von Corona schwer ge­troffenen Club- und Kulturbranche die Rolle des Impfens betont. Zur Frage nach einer Perspektive für die Branche sagte Spahn, die sicherste Bedingung für die Gesellschaft sei eine Impfquote von deutlich über 80 Prozent.

„Dann kämen wir ziemlich sicher durch Herbst und Winter.“ Die Voraussetzung: „Solange sich das Ding nicht nochmal verändert“ – also keine neuen Varianten auftreten. Aktuell sind knapp mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland vollständig gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 geimpft.

Ein Datum könne er nicht nennen, obwohl die anwesenden Club- und Entertainment-Unternehmer dies immer wieder vehement einforderten. Der Minister unterstrich, wie wenig planbar die Lage ist. „Ich kann euch nicht sagen, was im Dezember ist.“

Gerade mit Blick auf Weihnachtsmärkte könne man jetzt noch keine Auskunft oder Planbarkeit geben. Einen „Freedom Day“ für eine allgemeine Öffnung wie in Großbritannien sieht Spahn skeptisch. Dort habe man sich die Öffnungen auch durch eine Grundimmunität „erkauft“, die durch Infektionen entstan­den sind. Diesen Weg wolle man in Deutschland aber nicht gehen.

Offen zeigte sich Spahn für Modellprojekte der Clubs, die das Tanzen innen möglich machen könnten. Für ein Modellprojekt mit PCR-Tests zusammen mit der Charité hatten sechs Berliner Clubs kürzlich trotz an­haltender Pandemie ein Wochenende lang öffnen dürfen, 2.000 Menschen konnten ohne Abstände und Masken tanzen.

Getestet wurden vor und nach dem Besuch auch Geimpfte. Das Ergebnis wird in der Clubszene als mut­machend gewertet: So seien sieben SARS-CoV-2 Fälle seien vor Eintritt in den Club festgestellt worden, keiner bei den Nachtestungen nach der Party.

Spahn räumte ein, er habe das Ergebnis noch nicht gekannt und zeigte sich offen. Wenn diese Modellpro­jekte zeigten, es gehe sicher, dann sollte ein Betrieb auch wieder möglich gemacht werden, Schritt für Schritt. Man müsse die Dinge nicht länger beschränken, als notwendig sei, da habe keiner Spaß dran.

Die Vorsitzende der Berliner Clubcommission, Pamela Schobeß, sagte, es gehe auch um das Lebensge­fühl. „Wir können etwas dafür tun, dass es den Menschen besser geht.“ Sie forderte vor allem bundesein­heitliche Regelungen für Öffnungen der Club- und Konzerträume, ähnlich wie bei Spielen der Fußball­bun­desliga.

Dieser Frage wich Spahn allerdings aus, man müsse die 2G-Projekte beispielsweise in Hamburg nun be­obachten. Einige Club- und Konzertbetreiber kritisierten die Regelungen in Hamburg für viel zu bürokra­tisch. Spahn machte klar, dass die einheitlichen Regeln - AHA, 3G sowie Impfen - in allen Bundesländern gelten.

Spahn traf sich im Kreuzberger „Ritter Butzke“ mit Vertretern der Club-, Kultur- und Veranstaltungs­bran­che. Diese leidet seit 18 Monaten besonders stark unter den Folgen der Pandemie. So sind die Innen­räume der Berliner Clubs seit März 2020 weitgehend lahmgelegt.

Das Gespräch, das von CDU-Bundestagskandidat Kevin Kratzsch moderiert wurde, verlief zum Teil hitzig. „Ich kenne Clubs, ich sage es noch einmal, ob Sie es mir zutrauen oder nicht, besser als Sie denken“, so Spahn, als ihm vorgeworfen wurde, er wisse nicht, wie die Branche funktioniere. „Ich bin wütend bis zum Anschlag“, sagte Marcus Pohl, der für die Selbstständigen in der Veranstaltungswirtschaft sprach. Sein Verband habe keine Reaktion bekommen, als er sich an Spahn gewandt habe.

Spahn unterstrich: „Es ist die schwerste Krise seit Bestehen unserer Landes.“ Mit Blick auf die Corona-Maßnahmen sagte er: „Wir verkünden keine Wahrheiten, wir wägen ab.“ Und: „Das Virus ist der Spielver­derber, nicht der Gesundheitsminister.“

dpa/bee

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