Hodenprothese: Wann ist der richtige Zeitpunkt bei Kindern?
Paris – Bei Kindern einen fehlenden Hoden durch ein Implantat zu ersetzten, ist ein eher seltener Eingriff. Die Rate der Komplikationen steigt jedoch deutlich, wenn der Zeitraum zwischen der operativen Entfernung eines Hodens (Orchiektomie) und dem Einsatz der Prothese ein Jahr überschreitet. Zu dieser Erkenntnis kommt eine retrospektive Studie, die Forscher des Robert-Debré Universitätskrankenhauses in Paris im Journal of Pediatric Urology (DOI: 10.1016/j.jpurol.2016.04.022) publiziert haben.
Der richtige Zeitpunkt für eine Hodenprothese und mögliche Komplikationen sind derzeit weitestgehend unbekannt. Die Pariser Forscher um Matthieu Peycelon haben daher 26 Kinder untersucht, die von Geburt an oder nach einer Orchiektomie ein oder beide (n=12) Hoden verloren hatten. Die Ursachen dafür waren divers: Nichtanlage des Hodens, Hodenverdrehung, eine Anomalie des männlichen Genitals (Anorchie), Verkümmerung nach einer Hodenhochstand-OP oder Tumore. Die Kinder, die bei der Prothesen-Operation im Durchschnitt 14,7 (zwischen 9 und 18) Jahre alt waren, wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Bei Gruppe A erfolgte der Implantat-Ersatz höchstens ein Jahr nach der Orchiektomie, bei Gruppe B später.
Im anschließenden Zeitraum von etwa drei Jahren beobachteten die Forscher nur wenige Komplikationen: Allergien, postoperative Schmerzen, Ödeme, Hämatome oder Wulstnarben traten bei keinem der 26 Patienten auf. Komplikationen, die eine weitere Operation zur Folge hatten, wurden ausschließlich in Gruppe B beobachtet. In zwei Fällen kam es zu einer Extrusion, einer Infektion und einer Migration – unabhängig von der Größe der Prothese.
Wenn sich Patienten aus kosmetischen oder psychologischen Gründen für ein Implantat entscheiden, empfehlen die Autoren diesen Eingriff daher spätestens ein Jahr nach der operativen Entfernung des Hodens durchzuführen. Prospektive Studien liegen bisher nicht vor.
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