Übergang in die Erwachsenenmedizin für viele Jugendliche mit urologischen Erkrankungen schwierig
Düsseldorf/Berlin – Auf die Bedeutung der Kinderurologie hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hingewiesen. „Erkrankungen und Störungen des Urogenitaltraktes machen auch vor Kindern nicht halt, entsprechend werden sie bereits von der Geburt bis zum Erwachsenwerden von Urologen behandelt. Das Spektrum ist dabei breit und reicht von der operativen Rekonstruktion angeborener urogenitaler Fehlbildungen bis zur Behandlung von Harnwegsinfektion oder nächtlichem Einnässen“, teilte die Fachgesellschaft mit.
Zu den großen Herausforderungen in der Kinderurologie gehört laut der DGU die sogenannte Transition, also der Übergang von der Kinderurologie in die Erwachsenenmedizin. „Die Frage betrifft in erster Linie Patienten, die jung an meist angeborenen Fehlbildungen kinderurologisch behandelt worden sind. Stichworte wären Hypospadie, Ekstrophie, Harnröhrenklappen oder neurogene Blase“, sagte der Vorsitzende des DGU-Arbeitskreises Kinder- und Jugendurologie, Raimund Stein.
Manche dieser Patienten benötigten ihr Leben lang urologische Betreuung. „Sie fallen oft in ein regelrechtes Loch, wenn sie in die Erwachsenenurologie wechseln müssen, die ihre Schwerpunkte eher in der Onkologie und der funktionellen Urologie hat“, so Stein.
Zusatzqulifikation Kinderurologie wümschenswert
„Für diese Patienten wäre ein Übergangs- oder Transitionsurologe wichtig, der mit allen Facetten ihrer Erkrankungen, Operationen und Behandlungskonzepte vertraut ist, um sie aus der Kinderurologie abzuholen und weiter zu betreuen“, sagte der DGU-Präsident Tilman Kälble. Er wies daraufhin, das die DGU gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie ein Konzept für einen gemeinsamen (Muster-)Weiterbildungsantrag für die Zusatzqualifikation Kinderurologie erstellt hat.
Eine weitere Herausforderung ist laut der Fachgesellschaft die zunehmende Betreuung von Flüchtlingskindern: „Wir sind bei diesen kleinen Patienten aus meist muslimischen Familien wieder vermehrt mit seltenen angeborenen genetischen Anomalien und Erkrankungen konfrontiert, die in Deutschland kaum noch vorgekommen sind“, sagte Wolfgang Rösch, Chefarzt der kinderurologischen Klinik in St. Hedwig am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Bei einer Reihe von Flüchtlingskindern würden erst jetzt im Zuge der Behandlung von Harnwegsinfektionen, Nierenfunktionsstörungen oder Steinen zum Beispiel Harntrakt-Anomalien entdeckt, die in der Heimat nicht erkannt worden seien, so Rösch.
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