Hoher Bedarf an Gewebetransplantaten wie Augenhornhäuten

Leipzig – Durch den Coronalockdown mussten in den vergangenen Wochen viele Gewebe- und insbesondere Augenhornhauttransplantationen verschoben werden. Laut der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) normalisiert sich die Situation in den Krankenhäusern jetzt wieder – und Gewebetransplantate werden dringend benötigt.
„Wir sehen, dass die Krankenhäuser die OP-Kapazitäten zügig auf 60 bis 70 Prozent erhöhen. Statt des sonst typischen Sommerlochs, werden mehr Transplantationen in der Jahresmitte stattfinden“, sagte Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG.
Die bundesweit beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und der Aufschub elektiver Operationen stellten die DGFG nach eigenen Angaben vor große Herausforderungen. Während im März das Transplantationsgeschehen nahezu normal verlief, folgte im April ein deutlicher Einbruch, im Bereich der ophthalmologischen Gewebetransplantationen zum Beispiel um fast 50 Prozent.
Auf gesunkene Transplantationskapazitäten zu reagieren und gleichzeitig eine Notfallversorgung sicherzustellen, war laut DGFG „ein Spagat, den Vermittlungsstelle, Koordinatoren, Ärzte, Gewebebanken sowie Spendestandorte und -kliniken gemeinsam gemeistert haben“. Laut der Fachgesellschaft erfolgten im April 171 Gewebespenden. Im März waren es noch 233 und im Februar 271 gewesen.
Nun gelte es, „Normalität in der Krise zu etablieren“ und die Spende dem wieder steigenden Transplantationsaufkommen anzupassen. Im Mai ist dies laut der DGFG bereits gelungen: 243 Menschen spendeten Gewebe. Dabei komme das bundesweite Netzwerk von 31 DGFG-Standorten und über 100 Spendekrankenhäusern zum Tragen.
„Können auf Grund von örtlichem Infektionsgeschehen Spenden an einem Standort nicht realisiert werden, gleichen andere Standorte dieses Defizit aus“, hieß es aus der Fachgesellschaft. Sie weist daraufhin, dass sie bei den Transplantationen den Leitlinien und Empfehlungen des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) folgt.
Diesem zufolge sei eine Übertragung respiratorischer Viren durch Implantation, Transplantation, Infusion oder Transfer von menschlichen Zellen oder Gewebe bisher nicht beschrieben. „Zum aktuellen Zeitpunkt sind keine Fälle einer Übertragung von SARS-CoV-2 über Gewebezubereitungen berichtet worden“, stellt die Fachgesellschaft klar.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: