Politik

Höhere Mindestmengen haben Zentrenbildung bei Speiseröhren-OPs verstärkt

  • Dienstag, 15. April 2025
/picture alliance, Zoonar, Robert Kneschke
/picture alliance, Zoonar, Robert Kneschke

Berlin – Die Anhebung der Mindestmenge von 10 auf 26 Eingriffe bei komplexen Operationen an der Speiseröhre im Jahr 2023 hat eine deutliche Konzentration der Leistungen auf weniger Klinikstandorte mit höheren Fallzahlen bewirkt. Das geht aus Daten des Online-Portals „Qualitätsmonitor“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor. 

Danach wurden im Jahr 2022 42 Prozent der Fälle in Kliniken mit weniger als 26 Eingriffen pro Jahr behandelt. Im Jahr der Mindestmengenanhebung 2023 waren es nur noch 23 Prozent.

Die größten Fortschritte bei der Konzentration der Leistungen gab es laut Qualitätsmonitor in Hessen: Während hier 2022 nur 13 Prozent der Behandlungen in Kliniken mit mehr als 26 Fällen pro Jahr durchgeführt wurden, waren es 2023 bereits 75 Prozent. „Dass trotz höherer Fallzahlvorgaben trotzdem noch etwa jede vierte Speiseröhren-OP in Kliniken unterhalb der Mindestmenge durchgeführt wurde, ist durch Ausnahme- und Übergangsregelungen zu erklären“, sagte der WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber.

Der WidO-Qualitätsmonitor soll Struktur- und Qualitätsunterschiede in der stationären Versorgung von insgesamt sechs Indikationen transparent machen, nämlich bei Herzinfarkt, Brustkrebs, Lungenkrebs, Versorgung von Schenkelhalsbrüchen sowie zu komplexen chirurgischen Eingriffen an der Bauchspeicheldrüse und der Speiseröhre.

Laut den neuen Daten stagniert die Entwicklung bei den Herzinfarktbehandlungen: Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit einem Herzinfarkt, die in einer Klinik ohne Herzkatheterlabor-Verfügbarkeit behandelt wurden, lag 2022 als auch 2023 relativ konstant bei knapp fünf Prozent.

„Wir verzeichnen für 2023 insgesamt 8.430 Herzinfarktfälle, die nicht leitliniengerecht versorgt wurden. Damit können die Verantwortlichen im Bund und in den Ländern nicht zufrieden sein“, sagte Klauber. Hier gab es laut dem Monitor aber große regionale Unterschiede: Während der Anteil der entsprechen unterversorgten Patienten in Hamburg bei 0,6 Prozent lag (26 Patienten) waren es im Saarland 291 Fälle, was etwa zehn Prozent aller Herzinfarktbehandlungen in diesem Bundesland entspricht.

Hinsichtlich der operativen Behandlung von Brustkrebs in Krankenhäusern, die als Brustkrebszentrum zertifiziert sind, zeigt der Qualitätsmonitor in den letzten Jahren kaum noch Bewegung: Weiterhin werden mehr als elf Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs in nicht-zertifizierten Kliniken operiert (2023: 8.591 Fälle, 2022: 8.665 Fälle). In Sachsen-Anhalt wird laut dem Monitor nach wie vor mehr als jede vierte Frau mit Brustkrebs in einer Klinik operiert, die nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist.

Laut Klauber „sollte der Fokus der Politik noch mehr auf einer Zentralisierung der Behandlungen in zertifizierten Kliniken liegen, die neben der Mindestmenge viele weitere Struktur- und Prozesskriterien erfüllen. Die Behandlung in diesen Zentren bietet laut Studienlage klare Überlebensvorteile für die betroffenen Patientinnen“, sagte er.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung