Hunderte Corona-Infizierte auf französischem Flugzeugträger

Paris – Viele Militärs auf dem französischen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ haben sich mit dem Coronavirus angesteckt. Von knapp 1.800 getesteten Seeleuten, die überwiegend von dem Flugzeugträger kamen, hätten sich rund 670 infiziert, teilte das Verteidigungsministerium gestern Abend in Paris mit.
Das riesige Kriegsschiff war Ostersonntag im südfranzösischen Hafen Toulon eingelaufen. Zuvor war bekanntgeworden, dass sich Dutzende Besatzungsmitglieder mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert hatten. Die Ursache ist unklar. Rund 1.900 Besatzungsmitglieder der Charles-de-Gaulle und der sie begleitenden Fregatte wurden in Toulon und Umgebung für zwei Wochen isoliert.
Frankreichs Marine will nun klären, wie sich die Militärs mit dem Virus anstecken konnten. Eine Untersuchung sei im Gange, um herauszufinden, wie das Virus auf das Schiff gekommen sei, sagte der Sprecher der Marine, Eric Lavault, im französischen Fernsehen.
Derzeit seien 20 Soldaten im Krankenhaus, einer von ihnen auf der Intensivstation. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums lagen für rund ein Drittel der Tests noch keine Ergebnisse vor – die Zahlen könnten also noch steigen.
Medienberichten nach hatte die Besatzung zwischen am 13. März für wenige Tage einen Zwischenstopp in Brest in der Bretagne gemacht. Das Investigativportal Mediapart schrieb, dass die Seeleute damals an Land gehen durften, um ihre Familien zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt galten in Frankreich noch keine Ausgangsbeschränkungen.
Der erste Fall auf dem Schiff wurde demnach Anfang April bekannt. Mediapart berichtete unter Berufung auf Seeleute, dass Vorsichtsmaßnahmen nach dem Stopp in Brest zu früh gelockert worden seien und später nicht alle Kranken isoliert werden konnten.
Nach Angaben des Senders France Bleu haben bereits in Brest einige Militärs Symptome gezeigt. „Wir hätten in Brest bleiben sollen“, zitierte der Sender einen Matrosen. Das Verteidigungsministerium betonte in der Vergangenheit, dass es auf dem Schiff strenge Sicherheits- und Schutzmaßnahmen gegeben habe.
Insgesamt sind nach offiziellen Angaben in Frankreich seit Anfang März 17.167 Menschen an den Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben. Mehr als 10.600 Menschen starben demnach in Krankenhäusern sowie mehr als 6.500 in Altersheimen. Die Zahl der Intensivpatienten sei jedoch mit 273 Patienten weniger als am Vortag am siebten Tag in Folge gesunken, sagte Generaldirektor für Gesundheit, Jérôme Salomon. Trotzdem bleibe die Zahl der schwer erkrankten Intensivpatienten mit 6.457 „sehr hoch“.
Frankreich ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Staatspräsident Emmanuel Macron verlängerte jüngst die seit Mitte März geltende landesweite Ausgangssperre bis zum 11. Mai.
USA: mehr als 2.400 Tote an einem Tag
In den USA hat es innerhalb von 24 Stunden 2.494 Todesfälle gegeben, wie die Universität Johns Hopkins mitteilte. Seit Beginn der Epidemie sind demzufolge in den USA mehr als 28.300 Menschen infolge einer Infektion mit dem Virus ums Leben gekommen.
Die Zahl der bestätigten Fälle in den USA liegt demnach bei mehr als 630.000 – mehr als in jedem anderen Land der Welt. US-Präsident Donald Trump sagte gestern Abend im Weißen Haus, viele andere Länder würden ihre Zahlen nicht so transparent veröffentlichen 2 daher lägen die USA ganz oben in der Statistik. „Glaubt irgendwer wirklich den Zahlen aus einigen dieser Länder?“, sagte er. „Wir haben mehr Fälle, weil wir mehr berichten.“
Zahl der Corona-Toten in Großbritannien steigt auf knapp 13.000
In Großbritannien sind binnen 24 Stunden weitere 761 Menschen in Krankenhäusern nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Damit verlangsamte sich der Anstieg im Vergleich zum Vortag etwas, wie das britische Gesundheitsministerium mitteilte. Am Dienstag waren noch 778 neue Corona-Tote gemeldet worden. Insgesamt sind damit bislang 12.868 Menschen im Vereinigten Königreich nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben.
Die tatsächliche Zahl dürfte noch höher liegen, da die in Altenheimen am Coronavirus gestorbenen Menschen durch die britischen Behörden nicht erfasst werden. 4.605 weitere Menschen wurden gestern positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Insgesamt infizierten sich damit 98.476 Menschen mit dem Virus.
Die britische Regierung will heute voraussichtlich eine Verlängerung der am 23. März verhängten Ausgangssperre verkünden. Allerdings wächst der Druck auf die Regierung, eine Ausstiegsstrategie für die Corona-Schutzmaßnahmen vorzulegen.
Die Regierung müsse darlegen, wann und wie die Maßnahmen gelockert würden und welche Kriterien dabei entscheidend seien, forderte der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, in einem Brief an Außenminister Dominic Raab, der den an der Lungenkrankheit COVID-19 erkrankten Premierminister Boris Johnson vertritt. „Die Menschen brauchen ein Licht am Ende des Tunnels“, sagte Starmer dem Sender BBC.
Zahl der Corona-Fälle in Spanien bleibt hoch
In Spanien sind weitere 551 Menschen an der Lungenerkrankung COVID-19 gestorben. Damit stieg die Zahl der Todesopfer in der Coronakrise auf 19.130, wie die Gesundheitsbehörden heute mitteilten. Die Zahl der Infektionsfälle stieg um 5.183 auf 182.816.
Die Zahl der Todesfälle ist seit zwei Wochen rückläufig. Die spanischen Behörden gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Pandemie Anfang April überschritten wurde. Damals wurden an einem Tag 950 Todesfälle gezählt.
Die offiziellen Opferzahlen sind in Spanien jedoch zunehmend umstritten: Nach Angaben der Regionalbehörden in Madrid und Katalonien tauchen tausende Tote nicht in der nationalen Statistik auf. In Spanien gelten besonders strenge Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus. Seit dem 14. März gilt für die Bevölkerung eine strikte Ausgangssperre.
WHO Europa: Nächste Wochen entscheidend
Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO hält die kommenden Wochen für ausschlaggebend für den Kampf gegen das neuartige Coronavirus. „Die nächsten wenigen Wochen werden entscheidend für Europa“, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge auf einer Online-Pressekonferenz.
Während die europäische Region kurz vor der Marke von einer Million bestätigten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 stehe, gebe es positive Anzeichen aus einer Reihe von stark betroffenen Ländern, darunter seien Spanien, Italien, Deutschland und die Schweiz.
Man müsse sich jedoch klarmachen, dass es keinen schnellen Sieg über COVID-19 geben werde, sagte Kluge. „Machen Sie keinen Fehler: Trotz des Frühlingswetters befinden wir uns weiter mitten in einem Sturm.“ Während mancherorts die Zahl der Neuinfektionen sinke, stehe anderen Ländern das volle Ausmaß der Coronakrise noch bevor.
Angesichts der Debatte über eine Lockerung der Coronamaßnahmen sagte der Direktor der in Kopenhagen ansässigen Organisation, die Regierungen, Gesundheitsbehörden und die WHO Europa müssten Antworten darauf finden, wann, inwiefern und unter welchen Bedingungen eine sichere und schrittweise Änderung der Maßnahmen in Betracht gezogen werden könne. Kluge machte aber auch klar: „Es gibt keinen schnellen Weg zurück zum Normalzustand.“
Weltweit starben nach Angaben der John-Hopkins-University mehr als 138.000 Menschen. Die Zahl der Infizierten stieg auf mehr als zwei Millionen an.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: