Hungertod: Coronakrise bedroht Tausende Kinder

Genf – Durch die verheerenden Folgen der Coronapandemie drohen in diesem Jahr nach Schätzungen fast 180.000 Kinder unter fünf Jahren zusätzlich zu verhungern. Das berichten Derek Headey vom US-Entwicklungspolitik-Institut IFPRI (International Food Policy Research Institute) und Kollegen in der Fachzeitschrift The Lancet (2020; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31647-0).
Die Wissenschaftler haben verschiedene Szenarien analysiert und gehen selbst im günstigsten Fall von 111.000 zusätzlichen Todesfällen bei Kindern unter fünf Jahren aus. Im schlimmsten Fall von 178.000. Die Zahlen könnten auch noch höher liegen, warnen die Autoren, weil noch niemand wisse, wie lange sich die Krise hinziehe.
Die Gesundheit der Kinder sei auch dadurch bedroht, dass wichtige Gesundheitsdienste wegen der Pandemie nicht funktionieren. Dazu gehören etwa die Behandlung kranker Kinder und Impfungen.
Bereits vor der Coronakrise seien nach Schätzungen 47 Millionen Kinder unter fünf Jahren mittel bis schwer unterernährt gewesen, heißt es. Durch Ausgangsbeschränkungen und Wirtschaftseinbrüche würden 140 Millionen Menschen zusätzlich in extreme Armut getrieben.
Sie müssen am Tag pro Person mit weniger als 1,90 Dollar auskommen. Daraus ergebe sich, dass durch die Pandemie in diesem Jahr voraussichtlich 6,7 Millionen Kinder zusätzlich unterernährt sind. Gut die Hälfte (57,6 Prozent) lebe in Südasien, 21,8 Prozent in Afrika südlich der Sahara.
Kleine Kinder seien die größten Leidtragenden der Krise, schreiben die Spitzen von vier UN-Organisationen in einem Kommentar zu der Studie. Es seien umgehend mindestens 2,4 Milliarden Dollar (rund zwei Milliarden Euro) nötig, um diese Kinder vor den schlimmsten Folgen zu schützen. Mit dem Geld müssten unterernährte Kinder behandelt und Mangelernährung ergänzt und zusätzlich Vitamin A ausgegeben werden.
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