Medizin

Ibuprofen reduziert alkoholische Schäden des Hirns bei Rattenbabys

  • Freitag, 24. November 2017
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Columbus – Die alkoholinduzierte Schädigung des fetalen Gehirns könnte durch eine antiinflammatorische Therapie reduziert werden. Darauf deuten Untersuchungen an Ratten hin, deren Ergebnisse Forscher um Derick Lindquist an der Ohio State University in Behavioural Brain Research veröffentlicht haben (2017; doi: 10.1016/j.bbr.2017.09.047). 

Feten, die während der Schwangerschaft durch Alkohol geschädigt werden, zeigen oft lebenslange Alterationen der Hirnstruktur. Nach Informationen der Centers for Disease Control and Prevention haben in den USA 2 bis 5 von 100 Kindern alkoholbedingte Hirnschädigungen, die in der Schwangerschaft entstanden sind. Die Forscher berichten, dass eine Alkoholexposition in der Schwangerschaft eine Neuroinflammation beim Fötus begünstigt und so zu der Schädigung beiträgt. Möglicherweise könnte eine medikamentöse Unterdrückung dieser Entzündung neuroprotektiv wirken.

Die Forscher führten eine Versuchsreihe mit neugeborenen Ratten durch, denen sie zwischen dem vierten und neunten postnatalen Tag Ethanol über eine Magensonde verabreichten. Diese Alkoholexposition entspricht laut der Forscher einer Alkohol­exposition im dritten Trimester beim Menschen. Einen Teil der Ratten behandelten die Forscher 2 Stunden nach der Verabreichung des Alkohols mit Ibuprofen oder einem Placebo.

Am zehnten postnatalen Tag kontrollierten die Wissenschaftler die Genexpression und Neuroinflammation im dorsalen Hippocampus. Die Gene TNF und IL1B, die für die gleichnamigen Entzündungsmediatoren codieren, zeigten in der Placebogruppe eine stärkere Aktivierung als in der Ibuprofengruppe und einer alkoholnaiven Kontroll­gruppe. 

Am 31. bis 33. postnatalen Tag kontrollierten die Forscher außerdem, wie gut sich die Ratten auf Angststimuli konditionieren ließen. Die alkoholnaive Gruppe und die Ibuprofengruppe zeigten verglichen mit der Placebogruppe eine wesentlich bessere Konditionierungsfähigkeit. 

Aus den Ergebnissen können die Forscher primär schließen, dass Alkohol in den jungen Rattenhirnen eine Neuroinflammation verursacht, die sich durch Ibuprofen unter­drücken lässt. Die Verhaltensversuche legen außerdem eine langfristige Wirkung der Ibuprofenbehandlung nahe. Möglicherweise könnte eine Unterdrückung der Neuro­inflammation auch bei menschlichen Föten oder Neugeborenen eine alkoholinduzierte Hirnschädigung reduzieren, so das vorsichtige Fazit der Forscher.

Sie weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass die Studie lediglich den prinzipiellen Mechanismus zeigt. Für Schwangere ist die Einnahme von Ibuprofen im letzten Trimester in der Regel kontraindiziert. Es hemmt die Prostaglandinsynthese und kann zu einem Verschluss des Ductus arteriosus oder einem fetalen Nierenversagen führen. 

hil

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