Politik

IGel-Monitor bewertet Prostata-Ultraschall zur Krebsfrüherkennung als nutzlos

  • Freitag, 8. September 2017

Essen – Der IGeL-Monitor, eine nicht kommerzielle Internetplattform vom Medizini­schen Dienst des GKV-Spitzenverbandes (MDS), hat die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs als „tendenziell negativ“ bewertet. Die Ultraschall­untersuchung ist eine Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und kommt neben dem PSA-Test zur Einsatz.

Ziel der Wissenschaftler des IGeL-Monitors war es herauszufinden, welchen Nutzen und Schaden beschwerdefreie Männer erwarten können, wenn sie ihre Prostata zur Früh­erkennung von Krebs mit Ultraschall untersuchen lassen. Es sei nicht darum gegangen, den Wert des Ultraschalls zur Abklärung von Prostatabeschwerden oder von auffälligen Befunden, zur Diagnose von Prostatakrebs oder zur Kontrolle einer Prostatatherapie zu bewerten, so die Wissenschaftler.

Überdiagnosen möglich

Ergebnis: Sie fanden keine passenden Studien zur Früherkennung von Prostatakrebs mit Ultraschall und sehen deshalb keine Hinweise auf einen Nutzen. Zwar sei eine Ultraschalluntersuchung selbst nicht schädlich, aus anderen Studien seien jedoch indirekte Schäden bekannt, die höchstwahrscheinlich auch beim transrektalen Ultraschall zur Prostatakrebs-Früherkennung auftreten, so die Wissenschaftler.

Das sind ihrer Ansicht nach Fehlalarme, die zu einer Gewebeprobe und möglichen Komplikationen wie Infektionen, Blutungen und Schmerzen führen. Ein weiterer möglicher Schaden kann laut IGeL-Monitor durch die sogenannten Überdiagnosen und Übertherapien entstehen. In diesen Fällen findet der Arzt per Ultraschall Tumore, die zeitlebens nicht auffällig geworden wären, wenn man nicht nach ihnen gesucht hätte.

Sie werden dann aber behandelt, was zum Teil gravierende Nebenwirkungen mit sich bringen kann: Hormonbehandlungen können den Knochenabbau beschleunigen und zu Impotenz führen, Operationen und die Bestrahlung können ebenfalls zu Impotenz sowie zu Inkontinenz führen.

„Im direkten Vergleich ist der PSA-Test dem Ultraschall vorzuziehen“, heißt es dazu von den Wissenschaftlern. Er habe im Gegensatz zum Ultraschall in Studien gezeigt, dass er einen Teil der Männer davor bewahren kann, an Prostatakrebs zu sterben. Das Team des IGeL-Monitors bewertet den PSA-Test dennoch mit „tendenziell negativ“, weil seiner Ansicht nach die möglichen Schäden den Nutzen überwiegen.

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hat auf Nachfrage des Deutschen Ärzte­blattes bislang keine Stellungnahme zu dem Thema abgegeben.

hil/sb

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