Immer mehr Ältere erhalten logopädische Therapie

Frechen – In Deutschland benötigen immer mehr ältere Menschen eine logopädische Therapie. Während 2007 15 Prozent aller Logopädie-Verordnungen für Menschen ab einem Alter von 60 Jahren ausgestellt wurden, waren es 2016 bereits 23 Prozent. Der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl) führt dies auf demografische Effekte zurück.
„Die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise immer weiter erhöht. Dennoch steigt mit höherem Alter das Risiko altersbedingter Erkrankungen und damit auch der Bedarf an logopädischen Leistungen“, sagte die Präsidentin des Verbandes, Dagmar Karrasch. Als Beispiele nannte sie die neurologischen Erkrankungen Parkinson, Schlaganfall und demenzielle Erkrankungen.
Sprach- und Sprechvermögen eingeschränkt
Neben erheblichen Einschränkungen des Sprach- und Sprechvermögens hätten viele Patienten auch Schwierigkeiten beim Schlucken und damit bei der sicheren Nahrungsaufnahme. Dies schränke die Betroffenen in ihrer Lebensqualität und gesellschaftlichen Teilhabe häufig stark ein, so die dbl-Präsidentin.
Eine gestörte Schluckfunktion könne zudem lebensbedrohliche Folgen haben, wenn Speichel oder Speisereste in die tieferen Atemwege gelangten. „Kommunikation und Schlucken sind mehr als einfache körperliche Funktionen“, so Karrasch. Es sei bedeutsam für Teilhabe, Lebensqualität und seelische Gesundheit, die Fähigkeiten zur Kommunikation und Nahrungsaufnahme längstmöglich zu erhalten, betonte die Verbandspräsidentin.
Es sind aber nicht nur ältere Menschen, die immer mehr Logopädie erhalten. Auch Kinder in Kita- und Grundschulalter erhalten immer häufiger entsprechende Verordnungen. Laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Heilmittel wie Logopädie, Ergotherapie oder Physiotherapie um fast ein Viertel (23,4 Prozent) gestiegen.
„Viele Kinder, vor allem Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen, werden heute von ihren Eltern nur unzureichend gefördert und angeregt“, erläuterte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach bereits im vergangenen Jahr. Die Folgen fielen dann in Kita und Grundschule auf. Da jedoch Erzieher und Lehrkräfte durch große Gruppen und Klassen stark unter Druck stünden, würden den Eltern Therapien für ihr Kind empfohlen, so der BVKJ-Präsident.
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