Immer mehr Ärzte arbeiten in Netzen
Berlin – Jeder dritte Arzt arbeitet mittlerweile in einem Netz, also einem fachgruppenübergreifenden Zusammenschluss von Ärzten. Damit sind mehr als 45.000 Vertragsärztinnen und –ärzte mit ihren Kollegen vernetzt. Ihre Zahl stieg innerhalb von zwei Jahren um 18 Prozent. Das ergibt sich aus der Befragung des Meinungsforschungsinstituts infas für den „Ärztemonitor 2014“ und einem Vergleich mit den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2012. Für den Ärztemonitor wurden knapp 11.000 Ärzte und Psychotherapeuten im Auftrag von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und NAV-Virchow-Bund telefonisch zu ihrer Arbeitszufriedenheit und ihren beruflichen Perspektiven befragt.
Veit Wambach, Vorstandsvorsitzender der Agentur deutscher Arztnetze, begrüßte den Anstieg: „Ärztenetze sind zur festen Größe in der ambulanten Versorgung geworden. Der Zuwachs ist ein toller Erfolg für die Netze und ein Zeichen an die Politik, dass die Fördermaßnahmen wirken und fortgeführt werden müssen.“
Es sei nun an der Zeit, die rechtlichen Rahmenbedingungen an die Versorgungswirklichkeit anzupassen und die Arbeitsbedingungen für die rund 400 Ärztenetze in Deutschland weiter zu verbessern. Konkret forderte er, Ärztenetze endlich als Leistungserbringer im Sozialgesetzbuch V anzuerkennen. Dann könnten sie regional Versorgungsverantwortung übernehmen und dürften beispielsweise Medizinische Versorgungszentren (MVZ) gründen.
Das Interesse an Ärztenetzen fällt nach Angaben der Agentur regional unterschiedlich aus. Spitzenreiter beim Organisationsgrad in vernetzten Strukturen sind Schleswig-Holstein (49 Prozent) und Westfalen-Lippe (40 Prozent). Vergleichsweise wenig Netzärzte ermittelte infas dagegen in Berlin (24 Prozent), Sachsen (20 Prozent) und Sachsen-Anhalt (17 Prozent).
Die Gründe dafür seien vielfältig, so Wambach: „Ob die Netze gedeihen, liegt zu allererst am persönlichen Engagement vieler Einzelner. Nur wenn es motivierte Macher gibt, kann der nötige Zusammenhalt geschaffen werden. Zum anderen spielen strukturelle Bedingungen, wie Bevölkerungsdichte, geografische Gegebenheiten sowie Ausbaugrad der regionalen Infrastruktur eine Rolle. Einfluss nehmen auch die Kassenärztlichen Vereinigungen, die die Bedingungen für die Zertifizierung festlegen.“
Das Alter spielt beim Interesse an der Vernetzung nach den Auswertungen von Infas keine Rolle. Zwei Drittel der Ärzte unter 44 wie auch zwei Drittel der Ärzte über 60 Jahre sind in keinem Netz organisiert. Gewisse Unterschiede gibt es bei der Praxisform: 28 Prozent der Ärzte in Einzelpraxen gaben an, Mitglied in einem Netz zu sein, bei den MVZ-Ärzten waren es hingegen 45 Prozent.
Die Netzagentur sieht allerdings noch kein Ende dieses Kooperationstrends. Von den Befragten, die nicht in einem Netz organisiert sind, bekundete rund die Hälfte, bereits über eine Kooperation nachgedacht zu haben. Ähnlich viele gaben an, schon ein entsprechendes Beratungsgespräch geführt zu haben.
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