Impfbündnis ruft reiche Staaten zum Umdenken bei Impfpolitik auf

Berlin – Ein Jahr nach den ersten Impfungen gegen COVID-19 am 8. Dezember 2020 hat das regierungsunabhängige Impfbündnis People's Vaccine Alliance wohlhabende Länder zum Umdenken bei ihrer Impfpolitik aufgerufen.
Die Weigerung von Pharmaunternehmen, ihr Wissen und ihre Impfstofftechnologie offen zu teilen, und der mangelnde weltweite Zugang zu Impfstoffen hätten „den perfekten Nährboden für neue Varianten wie Omikron geschaffen“, erklärte das Bündnis heute.
Mittlerweile seien mehr als drei Milliarden Menschen vollständig geimpft – doch viele wirtschaftlich benachteiligte Teile der Welt seien „auf der Strecke geblieben“, erklärte das Bündnis weiter, zu dem unter anderem die African Alliance, Oxfam und UNAIDS gehören.
Während Länder wie Großbritannien und Kanada genug Impfstoff für ihre gesamte Bevölkerung hätten, gebe es in den afrikanischen Länder südlich der Sahara zusammen gerade einmal genügend Dosen, um jeden achten Einwohner zu impfen.
Das Bündnis forderte, die Regelungen zu geistigem Eigentum für Coronavakzine auszusetzen, um das Monopol der Pharmaunternehmen auf COVID-19-Impfstoffe und -Behandlungen zu beenden. „Was nützt es, innerhalb von 100 Tagen neue Impfstoffe zu entwickeln, wenn sie in begrenzten Mengen an den Meistbietenden verkauft werden und finanziell benachteiligte Länder wieder einmal auf der Strecke bleiben“, erklärte die Oxfam-Expertin für Gesundheitspolitik, Anna Marriott.
Die wohlhabenden Länder sollten darauf bestehen, „dass die Pharmaunternehmen Wissen und Technologie mit qualifizierten Herstellern in der ganzen Welt teilen“. Nur so könnten alle Menschen in allen Ländern Zugang zu Impfstoffen erhalten und die Pandemie beendet werden.
In einer Erklärung an die Verhandlungsführer der Europäischen Union und ihre Mitgliedstaaten kritisierte das Bündnis nach eigenen Angaben den Widerstand der EU gegen eine Ausnahmeregelung für geistiges Eigentum. Die Entdeckung der Omikron-Variante sei „ein Beweis dafür, warum die Position der EU eine Bedrohung für alle Menschen darstellt“.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: