Impfstoff gegen Designerdroge Fentanyl schützt vor tödlicher Dosis
La Jolla – US-Forscher haben einen Impfstoff entwickelt, der bei Mäusen zur Bildung von neutralisierenden Antikörpern gegen das starke Opiat Fentanyl führt, das zunehmend als „Designerdroge“ missbräuchlich verwendet wird. Laut der Studie in Angewandte Chemie (2016; doi: 10.1002/anie.201511654) waren die Tiere auch gegen eine häufige Modifikation der Droge geschützt.
Die Zahl der Missbrauchsfälle von Fentanyl hat mit der Verbreitung der Medikamentenpflaster, die das starke Opiat enthalten, zugenommen. Da Fentanyl mehr als zehnmal stärker ist als Heroin, kommt es immer wieder zu fatalen Überdosierungen. Auch das als „China White“ angebotene alpha-Methylfentanyl, eine chemische Variante der Droge, ist nicht weniger gefährlich. Eine Möglichkeit, Drogenkonsumenten zu schützen beziehungsweise den Missbrauch durch Wirkungslosigkeit unattraktiv zu machen, wäre eine Impfung.
Das komplexe Molekül bietet im Prinzip Ansatzpunkte für Antikörper, es ist allerdings zu klein, um vom Immunsystem als Antigen wahrgenommen zu werden. Ein Team um Ely Callaway vom Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien, hat das Problem durch eine kovalente Bindung von Fentanyl an das Tetanus-Toxoid gelöst.
Erste Experimente an Mäusen verliefen vielversprechend. Die Tiere entwickelten neutralisierende Antikörper, die sie auch vor einer 30-fachen Überdosierung schützte. Die Tiere überlebten. Laut Mitautor Atsushi Kimishima ist es das erste Mal, dass ein effektiver Impfstoff gegen eine Droge entwickelt wurde.
Die Antikörper zeigten eine Kreuzimmunität gegen alpha-Methylfentanyl. Andere Opiate wie Oxycodon, das eine völlig andere Molekülstruktur hat, werden von dem Antikörper nicht erkannt. Die Impfung würde deshalb nicht notwendigerweise eine effektive Schmerzbehandlung mit Opiaten verhindern, meint Kimishima.
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