Vermischtes

In Deutschland ist Gesamtzahl der Todesfälle durch Suizid, Alkohol und Drogen gesunken

  • Mittwoch, 13. Februar 2019
/blvdone, stockadobecom
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Berlin – In Deutschland ist die Zahl der sogenannten Deaths of Despair, also der „Todesfälle aus Verzweiflung“, bei Menschen mittleren Alters von 1991 bis 2015 deutlich gesunken. Das berichten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Diese Entwicklung sehen die DIW-Forscher in einem deutlichen Kontrast zu Trends in den USA, wo sich die Zahl der entsprechenden Todesfälle bei nichthispanischen Weißen mittleren Alters in dem Zeitraum mehr als verdoppelt habe. 

Laut den DIW-Wissenschaftlen sind die „Deaths of Despair“ bei ostdeutschen Männern in dem Zeitraum um circa 55 Prozent zurückgegangen, bei ostdeutschen Frauen sogar um etwa 58 Prozent. In Westdeutschland gingen die Zahlen für Frauen um etwa 45 Prozent zurück und für Männer um circa 39 Prozent.

„Uns hat interessiert, ob es in Deutschland Bevölkerungsgruppen gibt, für die wir ein ähnliches Phänomen wie in den USA beobachten können“, sagte Julia Schmieder vom DIW. „Obwohl es Bevölkerungsgruppen gibt, die große Veränderungen in ihren Lebens­umständen erfahren haben, etwa Menschen in Ostdeutschland durch die Wieder­vereinigung, finden wir keine Anhaltspunkte dafür“, so ihr Fazit. Der Rückgang der „Death of Dispair“ seit 1991 in Deutschland gelte für Frauen und Männer sowie für Ost- und Westdeutschland gleichermaßen. Selbst bei der Unterscheidung nach Familien­stand und nach Staatsangehörigkeit stellten die Forscher für keine der Untergruppen einen Anstieg fest.

Die Veränderungen beziehen sich jedoch auf unterschiedliche Niveaus: Die Zahlen bei ostdeutschen Männern lagen Anfang der 1990er-Jahre deutlich höher als bei westdeutschen Männern. Nach der Wiedervereinigung fiel die Sterberate für ostdeutsche Männer schneller und der Ost-West-Unterschied wurde zunehmend kleiner. Seit der Jahrtausendwende stagniert allerdings diese Konvergenz in den Sterberaten und eine anhaltende höhere Sterblichkeit von ostdeutschen Männern besteht bis heute. Ein bedeutender Faktor sind hierbei häufigere Todesfälle durch alkoholbedingte Lebererkrankungen in Ostdeutschland. 

Auch bei der Differenzierung nach dem Familienstand unterscheiden sich die Zahlen: Geschiedene und verwitwete Menschen in Deutschland sterben häufiger einen „Death of Despair“ als ledige. Noch seltener ist dies der Fall bei verheirateten Personen.

Eine wichtige Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse in Deutschland und den USA vermutet Peter Haan vom DIW im deutschen Wohlfahrtssystem: „Ökonomische und gesundheitliche Risiken sind in Deutschland durch die stärkere Unterstützung von Arbeitslosen und eine flächendeckende Krankenversicherung mit ausgeprägter Nachsorge besser abgesichert. Bei Reformen des Wohlfahrtssystems sollten daher neben Arbeitsmarkteffekten und finanziellen Auswirkungen auch potenzielle Folgen für Gesundheit und Mortalität beachtet werden“, betonte er.

hil

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