Individualisierte Therapie soll Sterberisiko bei Vorhofflimmern senken

Berlin – Die individualisierte Therapie jedes einzelnen Patienten kann die Überlebenschancen von Patienten mit Vorhofflimmern verbessern. Das berichten europäische Kardiologen in einem Konsensusbericht des Kompetenznetzes Vorhofflimmern (AFNET) und der European Heart Rhythm Association.
„Durch die Einführung der oralen Antikoagulation können zwar zwei Drittel aller Schlaganfälle bei Vorhofflimmerpatienten verhindert werden. Aber die Patienten haben trotzdem ein höheres Sterberisiko als Gleichaltrige ohne Vorhofflimmern. Und wir sind bis jetzt nicht in der Lage, dieses Sterberisiko wesentlich zu senken, selbst dann nicht, wenn anerkannte Behandlungsmethoden angewandt werden“, erläuterte Paulus Kirchhof, Kardiologe in Birmingham und Mitglied des AFNET Vorstands, die Problematik des Vorhofflimmerns.
Im Rahmen der Konsensuskonferenz hatten sich europäische und amerikanische Vorhofflimmer-Experten versammelt, um zu diskutieren, wie Ärzte die wesentlichen pathophysiologischen Ursachen für Vorhofflimmern bei jedem einzelnen Patienten feststellen können, um dann zielgerichtete individuelle Therapien anzusetzen.
Der Konsensusbericht nennt drei wesentliche Methoden, um die Behandlung von Vorhofflimmern basierend auf seinen Ursachen zu individualisieren: das Elektrokardiogramm (EKG), bildgebende Verfahren wie Echokardiographie und Magnetresonanztomographie sowie Biomarker, also Proteine oder Gene, die im Blut gemessen werden, um den Typ des Vorhofflimmerns zu bestimmen.
Die Rhythmusexperten schlagen eine neue Systematik von Vorhofflimmern vor, die auf der Pathophysiologie der Rhythmusstörung beruht. „Die Klassifizierung ist unvollständig, da es Überschneidungen zwischen den Kategorien gibt und die Mehrheit der Patienten in die Gruppe „nicht klassifiziertes Vorhofflimmern“ fällt.
Aber sie zeigt, „dass wir zunächst besser verstehen müssen, warum bestimmte Patienten Vorhofflimmern bekommen, bevor wir sie anhand von Biomarkern, Bildgebung oder EKG zusätzlich zu den klinischen Parametern klassifizieren und bessere Therapien entwickeln können“, so Kirchhof.
Laut der Konsensuskonferenz ist die individualisierte Behandlung der vielversprechendste Weg, die Erkrankungshäufigkeit und das Sterberisiko bei Vorhofflimmern zu verringern.
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