Infektionen im Babyalter erhöhen das Risiko für Gluten-Unverträglichkeit

München – Infektionen im frühen Kindesalter fördern das Risiko für eine spätere Zöliakie. Diesen Schluss ziehen Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) aus Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns. Wiederholte Magen-Darm-Erkrankungen im ersten Lebensjahr scheinen besonders risikoreich, heißt es in der Studie, die im American Journal of Epidemiology publiziert wurde (2017, DOI: 10.1093/aje/kwx190).
In früheren Veröffentlichungen hatten die Wissenschaftler um Anette-Gabriele Ziegler einen Zusammenhang zwischen frühkindlichen Infektionen und der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen. Das höchste Erkrankungsrisiko beobachteten sie bei Kindern mit wiederholten Atemwegsinfektionen innerhalb der ersten sechs Lebensmonate.
Nach der aktuellen Auswertung war hingegen das Risiko, an einer Gluten-Unverträglichkeit zu erkranken, besonders hoch, wenn im ersten Lebensjahr Infektionen des Magen-Darm-Trakts aufgetreten waren. Zu einem geringeren Grad war ein erhöhtes Erkrankungsrisiko auch im Zusammenhang mit frühen Atemwegserkrankungen nachweisbar. „Unsere Daten erlauben jedoch nicht den Schluss, ob die beobachteten Assoziationen kausal sind und beispielsweise auf Änderungen im Mikrobiom oder spezifischen Immunantworten beruhen“, kommentiert Erstautor Andreas Beyerlein die Ergebnisse. „Allerdings sieht es so aus, dass das erhöhte Zöliakie-Risiko eher mit einer dauerhaften Entzündung des Magen-Darm-Trakts im frühen Kindesalter in Zusammenhang steht und nicht durch einen spezifischen viralen oder bakteriellen Erreger ausgelöst wird.“
Die Wissenschaftler hatten anonymisierte Datensätze der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns von 295.420 Kindern, die in den Jahren 2005 bis 2007 geboren waren, ausgewertet. Berücksichtigt wurden ärztlich dokumentierte Infektionen seit der Geburt bis zum Alter von - im Mittel – 8,5 Jahren. Insgesamt entwickelten 853 Kinder eine Gluten-Unverträglichkeit, das entspricht einem Anteil von 0,3 Prozent.
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