Kinder und Jugendliche sollten nur bei medizinischer Notwendigkeit glutenfrei ernährt werden

Köln/München – Auf die Bedeutung einer vollwertigen Ernährung hat der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) aufmerksam gemacht. „Mittlerweile gibt es ein großes Angebot an glutenfreien Produkten, doch Kinder sollten nur wenn es medizinisch notwendig ist, zum Beispiel weil sie unter Zöliakie leiden, eine glutenfreie Diät einhalten“, warnt der Bundespressesprecher des Verbandes, Hermann Josef Kahl. Wer sich ohne Grund glutenfrei ernähre, nehme in der Regel weniger Ballaststoffe auf und verzehre möglicherweise mehr Schadstoffe.
Der BVKJ verweist auf eine amerikanische Studie (doi 10.1016/j.cgh.2017.01.034). Diese stellte bei Erwachsenen, die sich glutenfrei ernährten, erhöhte Werte für Blei, Quecksilber und Kadmium im Blut fest. Die Forscher erklärten dies damit, dass als Ersatz für Weizen oft mehr Reis verzehrt werde und bei dieser Diät häufiger Fisch und Schalentiere auf den Tisch kämen.
Über Nahrungsmittel wie Reis und Meerestiere gelangten Schwermetalle in den Körper und sammeln sich dort an. „Wer aufgrund einer Zöliakie tatsächlich auf Gluten verzichten muss, sollte Ballaststoffe aus anderen Produkten als ausschließlich Reis zu sich nehmen. Hirse, Buchweizen, Amaranth oder Quinoa sowie Früchte, Gemüse und Nüssen sind dafür geeignet“, empfiehlt Kahl.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist daraufhin, dass viele Verbraucher auf Gluten verzichteten – allerdings ohne ärztlichen Befund, sondern aufgrund einer Selbstdiagnose. Ein freiwilliger Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel bedeute aber nicht automatisch eine gesundheitsfördernde Ernährung. Glutenfreie Lebensmittel enthalten laut BVKJ und DGE häufig mehr Fett, Zucker und/oder Salz und weniger Vitamin B, Eisen, Folsäure und Spurenelemente als glutenhaltige Getreide- beziehungsweise Vollkornprodukte.
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