Politik

Influenza: Spahn strebt wieder 22 Millionen Impfungen an

  • Mittwoch, 6. Oktober 2021
/picture alliance, Michael Kappeler
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Berlin – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Deutschen zur Grippeimpfung in diesem Winter aufgerufen. „Bitte lassen Sie sich gegen Grippe impfen“, sagte Spahn heute in Berlin. Es seien „mehr als genug“ Impfstoffe bestellt worden und stünden auch bereits zur Verfügung.

In der vergangenen Grippesaison seien 22 Millionen Impfungen verabreicht worden, deutlich mehr als in den Jahren davor. „Wir wollen gern wieder eine solche Quote erreichen“, sagte Spahn. Bestellt worden seien 27 Millionen Impfdosen. Davon waren bis Montag bereits rund 23 Millionen zur Verwendung frei­gegeben.

Weil es im vergangenen Jahr so gut wie keine Grippe gegeben habe, sei in diesem Jahr das Risiko einer gefährlichen Grippewelle größer. Der Gesundheitsminister appellierte auch mit Blick auf die Corona­pan­demie, sich impfen zu lassen. Dies könne dabei helfen, eine Überlastung des Gesundheitssystems im weiteren Verlauf des Herbsts und im Winter zu vermeiden.

Der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sagte, es lasse sich nicht vorhersehen, wie sich die Grippe entwickeln werde. Es werde sich aber in den kommenden Wochen die Zahl der COVID-19-Fälle erhöhen. Es müsse verhindert werden, dass dies parallel zu vielen Grippeerkrankungen passiere. Ob das Gesundheitswesen überlastet werden könnte, könne noch nicht abgeschätzt werden. Er mahnte auch an, dass die gängigen AHA-Regeln auch gegen eine Grippeerkrankung schützen.

Der Chef der Ständigen Impfkommission (STIKO), Thomas Mertens, nannte die Grippeimpfquote in Deutschland viel zu gering. Sinnvoll wäre nach internationalen Empfehlungen in den besonders gefähr­deten Gruppen der über 60-Jährigen, Vorerkrankten oder Schwangeren eine Impfquote von über 70 Pro­zent. Erreicht werde bei den über 60-Jährigen aber nur eine Quote von 30 bis 40 Prozent – dies sei zu wenig.

Auch die Impfquote bei COVID-19 sei im europäischen Vergleich noch nicht hoch genug: So haben der­zeit mindestens 68,3 Prozent eine Impfung – 64,8 Prozent sind vollständig geimpft. Bei den Über-60-Jährigen gebe es eine Impfrate von über 84 Prozent, sagte Wieler. „Aber knapp 15 Prozent sind eben noch nicht geimpft.“ Das seien rund drei Millionen Menschen. Wenn sich diese drei Millionen Menschen über 60 Jahren erneut infizieren würden, landeten sehr viele davon auf Intensivstationen.

So würden von 10.000 über 80-Jährige rund 1.800 sterben, wie man im vergangenen Jahr gesehen habe. Und von 10.000 70- bis 79-Jährigen seien vergangenes Jahr 770 gestorben, die nicht geimpft waren. Mer­tens erklärte, dass aus seiner Sicht auch bei den Menschen zwischen 18 und 59 Jahren mit 70,6 Prozent Erst- und 70,8 Prozent Zweitwimpfungen noch viel zu gering ist.

„Wir haben auch hier eine schlechte Quote. Wir müssen hier nun überzeugen, dass eine Impfung nicht nur für die persönliche Gesundheit wichtig ist.“ Beim Thema Impfdurchbrüche merkte Mertens an, dass dies bei jungen Menschen vor allem beim Impfstoff von Johnson & Johnson passiere.

Die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen in manchen Bundesländern stößt bei RKI-Chef Wieler auf Ablehnung. So könnten Coronalangzeitfolgen auch bei Kindern vorkommen. Zumindest bis zum Frühjahr 2022 solle nicht an der bestehenden Empfehlung zu Coronaschutzmaßnahmen an Schulen, Kitas und in Alten- und Pflegeheimen gerüttelt werden.

Vorgestern traten in Bayern und Berlin Lockerungen in Kraft, auch in anderen Bundesländern werden Neu­regelungen erwogen. Dies entspreche nicht den Empfehlungen des RKI, erklärte Wieler. Er sagte auch, im Herbst und Winter sei wegen der Zunahme von Kontakten in Innenräumen auch mit steigenden Infektionszahlen zu rechnen.

„Wir wollen, dass Kitas und Schulen auf bleiben, aber bitte unter Beibehaltung von Schutzmaßnahmen.“ Spahn sagte dagegen, es sei richtig, dass über die Frage regional je nach Inzidenz vor Ort entschieden werde.

afp/dpa/bee

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