Initiative für eine bessere Schlaganfallversorgung

Nürnberg – Das Klinikum Nürnberg leitet in Kooperation mit dem Universitätsspital Basel ein europaweites Projekt für eine bessere Akutversorgung nach Schlaganfall.
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Vorhaben „GET-FAST“ prüft, ob sich Patienten von einem schweren Schlaganfall besser erholen, wenn sie nach dem schnelleren „One-Stop“-Prinzip behandelt werden.
Dieses Prinzip bezeichnet einen Behandlungsablauf, bei dem die radiologische Bildgebung und die anschließende Therapie im selben Raum stattfinden.
„Am Klinikum Nürnberg versorgen wir jährlich 2.000 Schlaganfälle in einer der größten Stroke Units Deutschlands. Mit unserer großen Erfahrung in der Schlaganfallforschung wollen wir die Versorgung weiter verbessern“, erläuterte Jan Liman, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Nürnberg und einer der Initiatoren der Studie.
„Unser Ziel ist es, die Zeit bis zum Behandlungsbeginn zu minimieren, ohne die diagnostische Sicherheit zu gefährden“, sagte Markus Holtmannspötter, Chefarzt Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie am Klinikum Nürnberg.
Zeit ist bekanntlich bei der Schlaganfallbehandlung entscheidend. Je früher sie beginnt, desto größer ist die Chance, dass sich das geschädigte Hirngewebe erholt und die Patienten keine Behinderungen zurückbehalten.
Für die Entscheidung zur Thrombektomie braucht es aber zunächst eine genaue Bildgebung des Gehirns per Computertomografie (CT). Damit lässt sich ein Gefäßverschluss bestimmen und eine Hirnblutung ausschließen, die etwa 20 Prozent aller Schlaganfälle verursacht.
Üblicherweise wird der Patient nach der CT-Untersuchung in eine Angiografieanlage gebracht, wo Neuroradiologen in einem zweiten Schritt das verstopfte Gefäß öffnen.
An dieser Schnittstelle möchte die Arbeitsgruppe Zeit für den Patienten gewinnen: Denn bestimmte Angiografieanlagen ermöglichen eine CT-Diagnostik vor Ort – eine separate CT-Untersuchung mit Transport und Umlagern entfällt also.
„Am Klinikum Nürnberg haben wir alle technischen Voraussetzungen für diesen beschleunigten Ablauf. Auch unsere internen Prozesse haben wir gemeinsam mit den Anästhesiekollegen schon neu organisiert“, so Holtmannspötter.
Jede Verzögerung um 30 Minuten senke die Wahrscheinlichkeit um zehn Prozent, dass der Patient nach dem Schlaganfall ohne Hilfe im Alltag zurechtkommen werde, betont er.
Einzelstudien hätten den positiven Effekt der Umorganisation bereits gezeigt. Der wissenschaftliche Beleg durch große randomisierte Studien an mehreren Zentren stehe jedoch noch aus.
Am Projekt „GET-FAST“ nehmen daher acht Kliniken und Universitätskliniken in Deutschland, der Schweiz und Finnland teil. Sie wollen rund 400 Patienten einbinden.
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