Vermischtes

Initiative gibt Denkanstöße für sensibles Sprechen über Diabetes

  • Donnerstag, 10. November 2022
/KaterynaNovikova, stock.adobe.com
/KaterynaNovikova, stock.adobe.com

Berlin – Für eine sensiblere Kommunikation über die chronische Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus macht eine Initiative sprachliche Verbesserungsvorschläge.

„Einige Arten von Aussagen und seit langem gebrauchten Begriffen können für Menschen mit Diabetes einen diskriminierenden oder stigmatisierenden Charakter haben. Dabei gibt es wertneutrale und empathische Alter­nativen“, sagte die Diabetologin Katarina Braune von der Charité Berlin.

Die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin hat an einem Positionspapier zum Thema mitgewirkt, das heute – kurz vor dem Weltdiabetestag am 14. November – vorgestellt worden ist.

Darin werden zum Beispiel Äußerungen als problematisch gewertet, die demotivieren oder Ängste hervorru­fen, wie „Wenn Sie sich nicht besser um Ihren Diabetes kümmern, müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie blind an der Dialyse landen.“

Es gibt auch weniger offensichtliche Fälle: Sie spreche bewusst nicht von Diabetikern, sondern von Menschen mit Diabetes, sagte Braune. Viele Menschen würden ungern allein über ihre Erkrankung definiert.

Auch Begriffe wie Zuckerkrankheit und Altersdiabetes werden vom Verfasserteam als nicht mehr zeitgemäß gewertet, da sie falsche Eindrücke erweckten: Weder löse Zuckerkonsum allein die Erkrankung aus, noch trä­ten verschiedene Diabetesformen nur in bestimmtem Alter auf.

Kritisiert werden zudem Symbolfotos, die etwa Nahaufnahmen von Bäuchen übergewichtiger Menschen zei­gen: Damit wiederhole und verfestige sich das Vorurteil, dass Diabetes nur Menschen mit Adipositas betreffe.

Wenn sich Patienten durch Sprache nicht negativ bewertet, kritisiert oder bevormundet fühlten, könne sich das günstig auf die Selbstwahrnehmung und den Therapieerfolg auswirken, sagte Braune. Sie betonte, dass die Initiative nicht belehren, sondern einen Dialog eröffnen wolle.

Das deutsche Papier richtet sich nicht nur an Medizinfachleute. Auch Angehörige zum Beispiel könnten Rat finden. Vermeiden solle man zum Beispiel Kommentare zum (Ess-)Verhalten oder dem äußeren Erscheinungs­bild von Menschen mit Diabetes.

An dem Papier beteiligt sind die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Gesundheitsorganisation Diabe­tesDE und die Online-Community #dedoc. Ähnliche Empfehlungen gibt es bereits in einigen anderen Ländern wie Australien, Schweden, Italien und der Türkei.

Das gemeinsame Schlagwort lautet #LanguageMatters (Sprache ist entscheidend). Die Stoffwechselerkran­kung betrifft in Deutschland laut DDG rund 8,5 Millionen Menschen. Die Zahl derer, die nichts von ihrer Erkrankung wissen, wird auf weitere zwei Millionen geschätzt.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung