Intensives Gehtraining beschleunigt Reha von Schlaganfallpatienten

Chicago – Ein intensives Gehtraining, das die Bedingungen im Alltag der Patienten besser nachahmen soll, hat in einer randomisierten Studie in Stroke (2019; doi: 10.1161/STROKEAHA.119.026254) die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten mit Halbseitenlähmung verbessert.
Nach einem Schlaganfall mit Hemiplegie müssen die Patienten das Gehen mühsam neu lernen. Die Reha erfolgt derzeit behutsam, um den Kreislauf der Patienten nicht zu sehr zu belasten. Dahinter steckt die Befürchtung, dass ein zu starker Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck bei den Übungen einen erneuten Schlaganfall auslösen könnte.
Am Rehabilitation Institute der Northwestern Universität in Chicago werden die Patienten dagegen bei dem Gehtraining körperlich herausgefordert. Bei den Übungen auf dem Laufband und anderen Trainingsgeräten werden sie auf 70 bis 80 % der Herzfrequenz-Reserve belastet, während der Puls bei einem leichten Training nur 30 bis 40 % der Herzfrequenz-Reserve erreicht.
In einer randomisierten Studie hat ein Team um George Hornby untersucht, wie sich das intensive Training auf den Fortschritt der Reha-Behandlung auswirkt. 97 Patienten, deren Schlaganfall mindestens 6 Monate zurückliegen musste, die aber ohne Gehhilfe weniger als einen Meter pro Sekunde zurücklegen konnten, wurden auf 3 Gruppen verteilt.
In den ersten beiden Gruppen trainierten die Teilnehmer über 2 Monate 3 bis 5 Mal die Woche bis zu 40 Minuten im Reha-Zentrum. Die erste Gruppe führte allein Übungen zur Vorwärtsbewegung durch, während die zweite auch seitliche Bewegungen auf unebenen Oberflächen trainierte. Bei den Übungen wurden die Patienten gesichert, und über einen Pulsoximeter und durch Blutdruckkontrolle wurde sichergestellt, dass sie sich nicht zu sehr belasteten. Die dritte Gruppe führte eine konventionelle Reha mit Gehübungen ohne starke körperliche Belastungen durch.
Wie Hornby berichtet, machten in den beiden Gruppen mit intensiviertem Training 57 bis 80 % der Patienten klinisch relevante Fortschritte. Die selbstgewählte Schrittgeschwindigkeit wurde gesteigert und die 6-Minuten-Gehstrecke verlängert. Von den Teilnehmern der konventionellen Reha-Gruppe erreichten nur 9,3 bis 31 % diese Ziele.
Laut der Publikation ist es bei den Trainingseinheiten nicht zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen gekommen. Den Patienten sei mehr als 6 Monate nach dem Schlaganfall ein intensives Gehtraining zuzumuten, meint Hornby. Ein zu starker Anstieg des Blutdrucks, eine Angina oder Atemnot seien nicht häufiger aufgetreten als in der Kontrollgruppe.
Bei 5 Patienten kam es allerdings zu Schwindelgefühlen oder Synkopen, so dass ein intensives Training wohl nicht ohne medizinische Begleitung erfolgen sollte. Vor einer Übernahme in die Leitlinien dürfte eine Bestätigung durch eine größere, multizentrische Studie erforderlich werden.
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