Rehaeffekte bei Herzerkrankung verwischen oft nach rund einem Jahr

Berlin – Auf die Bedeutung einer langfristigen Begleitung von Menschen mit Herzerkrankungen haben Deutsche Herzstiftung und Deutsche Stiftung für Herzforschung hingewiesen. Rund 75.000 Menschen Menschen in Deutschland mit einer Herzkrankheit begeben sich laut den Stiftungen nach der Akutbehandlung in eine Rehabilitation.
„Sie senkt langfristig das Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben“, betonte der Kardiologe Axel Schlitt, Mitautor des Kapitels zur kardiologischen Reha im aktuellen Deutschen Herzbericht 2016 und Chefarzt in der Paracelsus-Harz-Klinik Bad Suderode. 80 Prozent der kardiologischen Reha-Patienten leiden laut Schlitt an der koronaren Herzerkrankung (KHK). Viele von ihnen kommen nach einem akuten Herzinfarkt in die Reha-Klinik, gefolgt von Patienten nach einer Herz-Bypass- oder Herzklappenoperation, mit Herzschwäche, Bluthochdruck und anderen Herzerkrankungen.
Alter Trott macht Reha zunichte
Im Vordergrund der kardiologischen Reha steht die Behandlung der Risikokrankheiten für Herzinfarkt und Schlaganfall wie Fettstoffwechselstörungen, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes. Die Rehabilitation von Herzkranken sei aber nur dann nachhaltig, wenn die Betroffenen dauerhaft einen gesunden Lebensstil beibehielten, so Schlitt.
„Die Reha wirkt mindestens ein Jahr nach, danach verwaschen die positiven Effekte, weil die Patienten häufig in ihren alten Trott zurückfallen“, berichtet der Experte. Zahlreiche Nachsorgeprogramme wie Herz- und Rehabilitationssportgruppen sowie zeitlich begrenzte und kardiologisch orientierte Reha-Programme dienten dazu, die Patienten nach der Reha weiter zu motivieren. „Über die Angebote sollte viel häufiger informiert und geworben werden. Damit die Rehabilitation noch mehr Lebensjahre schenkt“, sagte Schlitt.
Der Experte wies in diesem Zusammenhang auf die Psychokardiologie hin. Da die KHK mit Depressionen und Angststörungen einhergehen könne, sei die psychologische Betreuung in der Rehabilitation besonders wichtig. Nach drei bis vier Wochen in der Reha-Klinik seien die Patienten daher auch psychisch wesentlich stabiler.
Bedeutsam für einen langfristigen Reha-Erfolg sei außerdem, dass Kliniken mit Unternehmen und Betrieben sowie den dortigen Werksärzten kooperierten, wenn die Rehabilitanden wieder im Leben stünden. „Das ist sehr sinnvoll und sollte man viel häufiger anbieten“, hieß es aus den Herzstiftungen.
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