Intensivmediziner gegen verfrühte Entwarnung in Coronapandemie

Berlin – Intensivmediziner haben sich vor dem Hintergrund sinkender Infektionszahlen gegen eine verfrühte Entwarnung in der Coronapandemie gerichtet.
„Wir behandeln noch immer mehr als 3.000 Patienten mit einer COVID-19-Erkrankung auf den Intensivstationen“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) Gernot Marx, der Passauer Neuen Presse. Dies sei mehr als „in der Spitze der ersten Welle“ im Frühjahr 2020.
Zugleich gebe es nach wie vor kein wirksames Medikament gegen Coronaerkrankungen, sagte Marx weiter. „Ich befürchte, es wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor wir COVID-19 gezielt medikamentös behandeln können", beurteilte er die Aussichten hierfür skeptisch.
Wie lange die Medikamentenentwicklung gegen Viren dauern könne, sehe man an der HIV-Erkrankung. Daher werde es auch bei sinkenden Infektionszahlen weiterhin „immer wieder COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen“ geben.
Als Lehre aus der Pandemie mahnte Marx bessere Arbeitsbedingungen in den Kliniken an, sowohl für Ärzte als auch für das Pflegepersonal.
„Dazu gehören akzeptable Arbeitsbedingungen, psychosoziale Unterstützung, Optimierung der Teamarbeit, aber auch Kompetenzen der Pflege zu erweitern“. Eine Möglichkeit dafür sei, „die Nacht- und Wochenendarbeit steuerfrei für die Mitarbeiter zu gestalten“.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von heute ist der Coronainzidenzwert auf 39,8 Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen gesunken. Es wurden demnach 7.380 Neuinfektionen und 192 Todesfälle in Verbindung mit dem Virus innerhalb eines Tages registriert.
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