Zweite Coronawelle stellte Pflegekräfte vor neue Herausforderungen

Köln – Das pflegerische Versorgungssystem in Deutschland hat auch bei der zweiten Coronawelle an die Grenzen seiner Belastung erreicht. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln (IMVR) (DOI: 10.13140/RG.2.2.10486.93762).
Demnach haben sich die pflegerischen Herausforderungen und Belastungen im Verlauf der Pandemie zum Teil verschoben und verschärft.
„Die COVID-19-Pandemie kann seit Ausbruch als eine Art Brennglas verstanden werden, das eine Vielzahl existierender struktureller Defizite offengelegt hat, die von neuen Herausforderungen und Belastungen in der Langzeitpflege überlagert wurden“, sagte IMVR-Privatdozent Timo-Kolja Pförtner.
Während die Bewältigung der ersten Pandemiewelle mit einer erheblichen Anzahl von verstorbenen Pflegebedürftigen einher ging, seien mit dem Aufkommen der zweiten Pandemiewelle insbesondere wirtschaftliche Aspekte ins öffentliche und politische Bewusstsein gerückt.
So habe beispielsweise die Testung von Pflegebedürftigen und Mitarbeitern zu einem deutlichen Mehraufwand geführt, der weitestgehend durch das Pflegepersonal getragen worden sei. Zugleich stellte die Sorge um das psychische Wohlbefinden der Pflegebedürftigen und Mitarbeitenden im Verlauf der Pandemie eine zentrale Herausforderung und Belastung für Pflegeeinrichtungen dar.
Die Studienergebnisse verdeutlichen auch, dass die im Zuge der zweiten Befragung bereits anlaufende Impfkampagne Pflegebedürftigen und Pflegekräften zwar entlastet, zugleich aber auch zu einer hohen Verunsicherung geführt habe. Viele Pflegekräfte standen der Impfung aufgrund fehlender und widersprüchlicher Informationen dementsprechend zunächst kritisch gegenüber.
Auch das Wohlbefinden der befragten Leitungskräfte hat sich laut Studie im Zuge der Pandemie weiter verschlechtert. Allerdings wurden Krankheitssymptome im Verlauf der Pandemie auch von Leitungskräften zunehmend ernstgenommen.
Gaben in der ersten Pandemiewelle lediglich 18 Prozent der Befragten an, nie krank zur Arbeit zu gehen, bestätigte dies in der zweiten Welle nur noch knapp jeder zweite Befragte (45 Prozent).
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