Ärzteschaft

Intensivmediziner: Neue Coronawelle könnte die letzte große sein

  • Freitag, 8. Oktober 2021
/Bihlmayerfotografie, stock.adobe.com
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Erfurt/Jena – Der Jenaer Intensivmediziner Michael Bauer sieht angesichts der wieder steigenden Infek­tionszahlen eine sich aufbauende neue Coronawelle. „Sie nimmt gerade Fahrt auf“, sagte der Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena heute.

„Das könnte voraussichtlich die letzte große Welle sein, die über uns rollt – aber es wird noch einmal unnötige Todesfälle geben.“ Auf den Intensivstationen lägen zunehmend jüngere Menschen, die schwer an COVID-19 erkrankt seien. „Wir haben 29- und 32-Jährige auf der Station.“ Am Klinikum Jena etwa seien alle schwer Erkrankten nicht gegen COVID-19 geimpft. „Der Unterschied zu Geimpften ist eklatant.“

Für die Intensivstationen drohe eine weitere Pandemiewelle zu einer noch größeren Herausforderung als die vorherigen zu werden – vor allem weil wegen der extremen Belastung viele Pflegekräfte die Sta­tio­nen verlassen hätten. „Das ist für uns ein ganz heißes Thema, wie wir nochmals Pflegekräfte gewinnen – sonst wird es auch eng bei anderen Diagnosen.“

Thüringen gehört inzwischen wieder zu den Bundesländern mit der höchsten Coronainzidenz. Heute lag sie laut Robert-Koch-Institut bei 89, nur Bremen (105,7) und Bayern (90,5) wiesen einen höheren Wert auf.

Zugleich hat der wieder zunehmende Anteil von COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen dafür gesorgt, dass in weiten Teilen des Freistaats die erste oder zweite Warnstufe nach dem Coronafrühwarn­system gilt. Der Anteil dieser Patienten lag am Freitag bei 4 Prozent der betreibbaren Intensivbetten. 27 COVID-19-Kranke wurden auf Intensivstationen behandelt, 11 davon mussten invasiv beatmet werden.

Bauer mahnte, bei der Belegung von Intensivbetten mit Coronapatienten nicht nur auf die Zahlen zu schauen. „In diesen Betten wird auch gestorben.“ Dagegen helfe nur, möglichst viele Menschen gegen COVID-19 zu impfen.

dpa

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