Interdisziplinäre S2k-Leitlinie zu chronischem Juckreiz aktualisiert

Berlin – Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe hat unter Federführung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) die S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus“ aktualisiert.
„Manche Menschen werden beim Thema Jucken sofort an die Haut denken, an Neurodermitis oder Schuppenflechte“, erklärte Sonja Ständer, leitende Oberärztin an der Klinik für Hautkrankheiten des Universitätsklinikums Münster und Leiterin des „Kompetenzzentrums Chronischer Pruritus“ in Münster.
Pruritus sei aber ein fachübergreifendes Leitsymptom zahlreicher Erkrankungen. Der Juckreiz könne auch Symptom eines Diabetes mellitus oder eines chronischen Nierenleidens sein. Er könne unter anderem bei einer Eisenmangelanämie oder im Zusammenhang mit Infektionen wie HIV oder Herpes Zoster auftreten.
„Pruritus ist eine interdisziplinäre diagnostische und therapeutische Herausforderung und es ist daher sinnvoll, das Symptom chronischer Pruritus unabhängig von der Grunderkrankung in den Blick zu nehmen“, sagte Ständer.
Die Krankheitslast der Betroffenen äußert sich laut Leitlinie in Schlafstörungen, Ängsten, Depressivität, niedrigem Selbstwertgefühl und dem Erleben von Stigmatisierung. Die Folgen können sozialer Rückzug, Depression oder sogar Suizidalität sein.
„Die Leitlinie empfiehlt ausdrücklich, die subjektive Belastung und die psychischen Auswirkungen der Patientinnen und Patienten für Diagnose und Therapie zu erheben“, so die Koordinatorin.
Sie betonte, dass wegen der vielfältigen Ursachen keine allgemeingültige, einheitliche Therapie des chronischen Juckreizes existiere. Die Leitlinie gebe aber einen Überblick über evidenzbasierte, symptomatische Therapieempfehlungen, die aus Phototherapie, topischen und systemischen Medikamenten bestünden.
An der S2k-Leitlinie waren 17 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Patientinnen wurden über Fokusgruppen eingebunden.
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