Politik

IQWiG sieht Anhaltspunkt für beträchtlichen Zusatznutzen von Talazoparib bei Brustkrebs

  • Mittwoch, 2. September 2020

Köln – Bestimmte Patientinnen mit Brustkrebs können von einer Therapie mit dem PARP-Inhibitor Talazoparib profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Es sieht einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen. Allerdings fehlen laut dem Institut wichtige Daten über das Befinden der Betroffenen nach einer Progression.

PARP-Inhibitoren blockieren Poly-ADP-Ribose-Polymerasen, das sind Enzyme zur DNA-Reparatur. Sie können für Menschen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs und einer bestimmten Keimbahnmutation eine Alternative zur Chemotherapie darstellen. Zu der Substanzklasse zählen neben Talazoparib auch Olaparib und Rucaparib.

Voraussetzungen für den Einsatz sind BRCA1/2-Mutationen in der Keimbahn und ein HER2-negatives, lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes Mammakarzinom. Sofern für die Patientin geeignet, sollten sie zudem mit einem Anthrazyklin und/oder einem Taxan im neoadjuvanten, adjuvanten, lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Setting be­han­delt worden sein.

Betroffene mit hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom sollten außerdem bereits eine endokrinbasierte Therapie erhalten haben, sofern diese für sie nicht ungeeignet ist.

Als zweckmäßige Vergleichstherapie hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Chemotherapie mit Capecitabin, Eribulin oder Vinorelbin oder eine anthrazyklin- bezieh­ungsweise taxanhaltige Therapie festgelegt, sofern Letzteres für die Betroffenen infrage kommt.

Die IQWiG-Wissenschaftler werteten Daten einer Studie namens „EMBRACA“ aus. Die Be­handlung dauerte darin im Median im Talazoparib-Arm knapp sieben Monate, im Chemo­therapie-Arm aber – aufgrund vieler früher Abbrüche wegen Progression – nur gut drei Monate. Der Rücklauf der entsprechenden Fragebögen nahm hier also im Studienverlauf stärker ab als im Talazoparib-Arm.

Für den Endpunkt Gesamtüberleben zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. In den anderen Endpunktkategorien gab es dagegen viele positive und nur wenige negative Effekte von Talazoparib im Vergleich zur zweck­mä­ßigen Vergleichstherapie.

So war die gesundheitsbezogene Lebensqualität besser als in den Vergleichsarmen der Studie, und zwar zum Großteil beträchtlich. Auch bei verschiedenen Symptomen zeigten sich Vorteile, etwa bei Schmerzen oder Schlaflosigkeit. Die Nachteile beschränkten sich bei den schwerwiegenden Nebenwirkungen auf Anämie und Thrombozytopenie.

„Die Datenlage erlaubt keine Aussagen über die Zeit bis zur dauerhaften Verschlechte­rung. Insbesondere aber fehlen Daten zu der Frage, wie es den Patientinnen und Pa­tienten nach Progression der Erkrankung geht und welche Auswirkungen die Progression auf ihre Lebensqualität hat“, kritisierten die IQWiG-Wissenschaftler.

In der Gesamtschau sehen sie einen Anhaltspunkt für einen beträchtlichen Zusatznutzen von Talazoparib gegenüber der zweckmäßigen Vergleichstherapie.

hil

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