IQWiG sieht Vorteile des Mammografiescreenings schon ab 45 Jahren

Köln – Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht für 45- bis 49-jährige Frauen einen Anhaltspunkt für einen Nutzen des Mammografiescreenings im Vergleich zu keinem Screening.
Möglichen Schäden durch falsch-positive Befunde oder Überdiagnosen stehe ein Überlebensvorteil gegenüber, der überwiege, heißt es in einem Vorbericht des Instituts. Im Augenblick wird in Deutschland jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zu dem Screening eingeladen.
Das IQWiG hat im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) auch untersucht, ob Frauen ab 70 Jahre von dem Screening profitieren. Hintergrund ist, dass die EU-Kommission im März 2021 die europäische Brustkrebsleitlinie aktualisiert hat.
Die Leitlinie empfiehlt seitdem, auch Frauen zwischen 45 und 49 Jahren sowie zwischen 70 und 74 Jahren in ein Brustkrebs-Früherkennungsprogramm einzubeziehen. In der Altersgruppe ab 70 Jahren ist ein positiver Effekt laut dem Institut jedoch wegen unzureichender Daten nicht belegt.
In die vorläufige Nutzenbewertung eines Mammografiescreenings bei Frauen zwischen 45 und 49 Jahren konnte das IQWiG acht randomisierte kontrollierte Studien mit zusammen mehr als 600.000 Teilnehmerinnen einbeziehen. In der Gruppe der 45- bis 49-jährigen Frauen bewahrt das Mammografiescreening danach etwa fünf von 10.000 zum Screening eingeladene Frauen innerhalb von zehn Jahren davor, an Brustkrebs zu sterben.
Die Studien zeigen aber auch: Bis zu 340 von 10.000 zum Screening eingeladene Frauen erhalten je Screeningrunde eine invasive Abklärungsdiagnostik mit anschließendem gutartigem Befund. Bei bis zu 41 von 10.000 zum Screening eingeladenen Frauen dieser Altersgruppe wird darüber hinaus Brustkrebs diagnostiziert, der ohne Früherkennungsuntersuchung nie aufgefallen wäre und keine Probleme verursacht hätte – zum Beispiel, weil es sich um einen sehr langsam wachsenden Tumor handelt.
In der Gesamtabwägung sieht das IQWiG dennoch einen Anhaltspunkt für einen Nutzen des Mammografiescreenings für Frauen zwischen 45 und 49 Jahren gegenüber keinem Screening.
„Da jede einzelne Frau durch ihre Teilnahme am Mammografiescreening-Programm ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, nur geringfügig senken kann, bleibt die individuelle Bewertung und Abwägung in dieser Altersgruppe jedoch unerlässlich“, betonte der IQWiG-Leiter Jürgen Windeler.
Für die Gruppe der Frauen ab 70 Jahren ist die Datenlage laut dem Institut so dünn, dass eine abschließende Nutzen-Schaden-Abwägung nicht möglich ist. Insbesondere fehlten hinreichend zuverlässige Daten, um zu beantworten, ob ein Mammografiescreening über das 69. Lebensjahr hinaus einen zusätzlichen Überlebensvorteil bietet – und falls ja, ob dieser die Nachteile eines Mammografiescreenings in dieser Altersgruppe überwiegt. Interessierte können bis zum 22. März Stellungnahmen zu dem Vorbericht einreichen.
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