Irritation über Positionspapier aus der Pflege für Arbeit auf Intensivstation

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zeigt sich irritiert über einen Vorstoß von Fachpflegekräften zur Übernahme von weiteren Aufgaben auf Intensivstationen. Die Ärzte mahnen ein gemeinsames Vorgehen an.
„Wir müssen zwischen Ärzteschaft und Fachpflege genau diskutieren, wer welche Aufgaben in welchem Rahmen übernehmen kann. Einfach vorzupreschen ist hier der falsche Weg“, erklärte DGAI-Präsident Benedikt Pannen.
Die Irritationen ausgelöst hat ein aktuelles Papier mit der Überschrift „Vorbehaltsaufgaben für die Fachkrankenpflege“. Es umreißt Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF), welche Aufgaben Fachpflegepersonen mit abgeschlossener zweijähriger Weiterbildung Intensivpflege und Anästhesie auf der Intensivstation durchführen sollten.
In der Hand der Fachpflege sollen demnach zum Beispiel die Extubation sein, also das Entfernen des Beatmungsschlauchs zum Ende einer Therapie auf der Intensivstation oder einer Narkose, außerdem das Steuern einer Infusionstherapie oder das Einleiten und Anpassen einer Behandlung mit Sauerstoff bei einem Patienten auf der Intensivstation. Es geht also um Maßnahmen, die in Deutschland laut Gesetz eigentlich nur von Ärzten ausgeführt werden dürfen.
Grundsätzlich sehen die Anästhesisten aber kein Problem darin, die Aufgabenfelder für Fachpflegekräfte zu erweitern und deren Beruf so attraktiver zu machen. „Grundsätzlich ist eine Aufwertung der Fachkrankenpflege auf Intensivstationen sehr zu begrüßen“, betonte Thomas Iber, Präsidiumsmitglied des Berufsverbandes deutscher Anästhesisten (BDA).
Die Verbände stellen aber auch klar: „Man kann einen Intensivmediziner oder eine Intensivmedizinerin nicht einfach durch eine Fachschwester oder einen Fachpfleger ersetzen“, so DGAI-Präsident Pannen. Zudem müsse deutlich werden, wo die Grenze der Kompetenzen zwischen Fachpflegekräften und nicht speziell ausgebildeten Pflegekräften auf einer Intensivstation liege. „Keinesfalls dürfen die Nicht-Fachpflegekräfte zu Mitarbeitenden zweiter Klasse werden. Intensivmedizin bedeutet immer Teamarbeit auf Augenhöhe“, betonte Pannen.
Das Ziel ist laut DGAI nun, verstärkt mit den Verbänden der Pflege ins Gespräch zu kommen und über die einzelnen Aufgabenfelder zu diskutieren, von Atmung und Beatmung über Herz-Kreislauf-Therapie bis hin zu Ernährung und Lagerung. Letztlich gehe darum, die Qualität der Versorgung von Intensivpatienten in Deutschland weiter hochzuhalten und Patientinnen und Patienten nicht zu gefährden.
„Der Weg hin zu einer qualifizierten Delegation für Fachpflegekräfte ist sicher richtig. Das käme dem Wunsch zur stärkeren Berücksichtigung von Fachweiterbildung und individuellen Kompetenzen bei der Aufgabenteilung entgegen“, sagte Pannen. Er kündigte an, in die weitere Diskussion zum Thema auch die Sprecher des neugeschaffenen Mitgliederbereiches für Pflegekräfte in der DGAI sowie Vertreter des BDA einzubeziehen.
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