Ausland

Israel bringt syrische Weißhelme in Sicherheit

  • Montag, 23. Juli 2018
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Amman – Angesichts des Vormarschs der syrischen Regierungstruppen im Süden des Landes hat Israel in einer Hilfsaktion mehrere hundert Weißhelme und deren Familien in Sicherheit gebracht. Wie die Armee in Israel und die Regierung in Jordanien mit­teilten, wurden rund 800 Mitglieder der syrischen Hilfsorganisation und ihre Angehörigen nach Israel geholt und dann nach Jordanien gebracht. Deutschland sagte zu, einen Teil der Ersthelfer aufzunehmen.

Die Weißhelme seien durch das Vorrücken der Truppen von Machthaber Baschar al-Assad im Süden Syriens bedroht gewesen, berichtete der israelische Armeerundfunk. Die Evakuierungsaktion sei auf Bitten der USA, Kanadas und europäischer Staaten erfolgt. Die Regierungstruppen hatten in den vergangenen Wochen große Teile der an Jordanien und die israelisch besetzten Golan-Höhen grenzenden Provinzen Daraa und Kuneitra erobert.

Auch Deutschland nimmt Weißhelme auf

In einer Erklärung des jordanischen Außenministeriums hieß es, Jordanien habe die Aufnahme der Menschen aus „humanitären Gründen“ bewilligt, da ihr Leben in Gefahr gewesen sei. Der Einsatz sei von der UNO organisiert worden und auf Bitten Deutschlands, Großbritanniens und Kanadas erfolgt, die „rechtlich verbindliche“ Zusagen gemacht hätten, die Syrer binnen drei Monaten aufzunehmen, teilte die Regierung in Amman weiter mit.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bestätigte die geplante Aufnahme der Weißhelme. „Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass viele dieser mutigen Ersthelfer nun Schutz und Zuflucht finden, einige davon auch in Deutschland“, sagte Maas der Bild. Mit dem Vormarsch der Truppen Assads drohe vielen Weißhelmen „Gefahr für Leib und Leben“. Das Auswärtige Amt erklärte, Deutschland beteilige „sich gemeinsam mit mehreren internationalen Partnern an der Aufnahme der evakuierten Weißhelm-Helfer“. Nach eigenen Angaben unterstützt das Ministerium die Weißhelme seit 2016 mit zwölf Millionen Euro.

Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland erklärte, Kanada bemühe sich in enger Abstimmung mit Deutschland und Großbritannien darum, die Weißhelme und ihre Familien in Sicherheit zu bringen. Kanada empfinde eine „tiefe moralische Verpflichtung“ gegenüber diesen Menschen, die „Tapferkeit und Selbstlosigkeit“ bewiesen. Nach kanadischen Medienberichten will das nordamerikanische Land bis zu 50 Weißhelme und deren Familien aufnehmen. Das seien etwa 250 Menschen, berichtete der Sender CBC unter Berufung auf einen Verantwortlichen. Kanada wolle in Zusammenarbeit mit der UN in den nächsten Wochen oder Monaten deren Einreise organisieren.

Die Weißhelme bergen im syrischen Bürgerkrieg in den Gebieten unter Kontrolle der Opposition Menschen aus zerstörten Gebäuden und leisten erste Hilfe. Für ihre Arbeit wurde die 2013 gegründete Hilfsorganisation vor zwei Jahren für den Friedensnobelpreis nominiert. Die syrische Regierung und Russland werfen ihr vor, die Rebellen zu unterstützen und aus dem Ausland gesteuert zu sein. Die Organisation betont dagegen ihre Neutralität.

Der Leiter der Weißhelme, Raed Saleh, bestätigte gestern, dass eine Gruppe Ersthelfer mit ihren Familien aus Daraa und Kuneitra nach Jordanien gebracht wurde. Demnach waren einige von ihnen an der Grenze zu den von Israel besetzten Golan-Höhen von den Regierungstruppen umzingelt. Wegen der „wiederholten Drohungen Russlands und des Regimes“ seien sie in Gefahr gewesen, sagte Saleh.

Israel bleibt bei seiner Linie

Israels Armee betonte, der Hilfseinsatz bedeute keine Änderung der Politik Israels, keine syrischen Flüchtlinge aufzunehmen. „Es handelt sich um eine ausnahmsweise erfolgte humanitäre Geste“ und Israel behalte seine „Politik der Nichteinmischung“ bei, erklärte die Armee. Trotz dieser Politik bombardiert Israel seit Jahren in Syrien immer wieder iranische Stellungen und Waffenlieferungen für die libanesische Hisbollah-Miliz.

Der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD), dankte Israel „für diesen Akt der Humanität“. Das Land habe Menschen gerettet, die „in Syrien unter Gefahr für Leib und Leben Großartiges geleistet haben“, sagte er der Welt am Sonntag. Dafür „kann man nur dankbar sein“.

afp

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