Israel: Grüner Pass soll steigende Coronazahlen bremsen

Tel Aviv – Wegen steigender Coronainfektionszahlen gilt in Israel seit heute wieder der Grüne Pass. Bei Versammlungen von mehr als 100 Menschen müssen Teilnehmer, die älter als zwölf Jahre alt sind, eine Bescheinigung für Geimpfte oder Genesene vorzeigen oder ein negatives Coronatestergebnis. Dies gilt unter anderem für Sport- und Kulturveranstaltungen sowie Fitnessstudios, Restaurants, Konferenzen und Gebetshäuser.
Der Grüne Pass, der Erleichterungen für Geimpfte und Genesene brachte, war in Israel im Februar eingeführt worden. Nach einem deutlichen Rückgang der Infektionszahlen waren die meisten Beschränkungen jedoch wieder aufgehoben worden.
Ein Expertenteam empfahl eine dritte Auffrischungsimpfung für Erwachsene, wie es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums hieß. Uneinigkeit habe allerdings über die Altersgruppe geherrscht, welche die Impfung erhalten solle – entweder über 60-Jährige oder über 70-Jährige. In den kommenden Tagen werde das Ministerium eine endgültige Entscheidung über eine dritte Impfung und die entsprechende Altersgruppe treffen, hieß es.
Der Hintergrund dafür sind Zahlen des Ministeriums, wonach die Effektivität der in Israel verwendeten Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen habe. Nach Angaben des Ministeriums verhindert die Impfung eine Coronainfektion nur noch zu 39 Prozent und schwere Erkrankungen zu 91 Prozent. Gleichzeitig verbreite sich im Land die ansteckendere Delta-Variante, hieß es. Allerdings kritisieren auch Experten der Regierung, dass die Zahlen zur Effektivität nicht wissenschaftlich erhoben seien.
Im Frühjahr hatte es dabei noch geheißen, die Impfung verhindere eine Coronaerkrankung zu 95,8 Prozent. Krankenhausaufenthalte, schwere Erkrankungen und Tod würden zu rund 99 Prozent verhindert.
Die Zahl der innerhalb eines Tages gemeldeten Coronaneuinfektionen in Israel hatte zuletzt wieder die 2000er-Marke überschritten. Gestern Abend meldete das Gesundheitsministerium 2.269 neue Infektionen. 149 Coronapatienten sind schwer erkrankt. Mehr als 57 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.
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