Ausland

Israel will vor geplanter Bodenoffensive Zelte kaufen

  • Mittwoch, 10. April 2024
/picture alliance, Anadolu, Yasser Qudih
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Jerusalem – Vor einer geplanten Bodenoffensive in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen will Israel nach Angaben aus Regierungskreisen 40.000 Zelte zur Unterbringung von fast einer halben Million Palästinenser kaufen.

„Ich bestätige, dass eine Ausschreibung eröffnet wurde, die für den Gazastreifen bestimmt ist“, sagte eine Re­gierungsquelle gestern. Auf der Webseite des israelischen Verteidigungsministerium wurde eine Ausschreibung über den Kauf von 40.000 Zelten für je zwölf Menschen veröffentlicht.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte die bevorstehende Offensive vorgestern in einer Video­botschaft ungeachtet internationaler Kritik bestätigt und davon gesprochen, dass bereits ein Termin dafür fest­stehe. Israel zufolge ist die Stadt an der Grenze zu Ägypten die letzte verbliebene Hochburg der radikal­isla­mischen Hamas in dem Palästinensergebiet.

Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA und Deutschland, hatten sich gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. In der an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt befinden sich mehr als 1,5 Millionen geflüchtete Bewohner des Gazastreifens.

Die Hamas hatte den Krieg am 7. Oktober mit ihrem beispiellosen Überfall auf Israel ausgelöst. Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas töteten nach israelischen Angaben etwa 1.170 Menschen, zudem verschleppten sie rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.

Als Reaktion auf den Angriff startete Israel einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Nach jüngsten An­gaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei inzwischen mehr als 33.300 Menschen getötet.

Israel steht unter wachsendem internationalem Druck, mehr Hilfsgüter in den Gazastreifen hineinzulassen. Gestern warfen die Vereinten Nationen Israel vor, Hilfskonvois mit Lebensmittellieferungen öfter zu blockie­ren als andere Güter.

Jens Laerke, Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha), verwies auf Statistiken vom März. Lebensmittelkonvois würden „drei Mal häufiger abgelehnt als alle anderen humanitären Konvois mit anderen Arten von Material“, sagte er in Genf.

Für weltweites Entsetzen hatte zuletzt auch der Tod von sieben Mitarbeitern der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) durch israelische Luftangriffe im Gazastreifen gesorgt. WCK stellte in der Folge ihre Arbeit in dem Palästinensergebiet ein. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin warnte danach, der Vorfall berge die Gefahr, dass nun auch andere Hilfsorganisationen ihre Arbeit im Gazastreifen auf den Prüfstein stellen oder gar stoppen.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen will ihre Arbeit trotz der kritischen Sicherheitslage fortsetzen. „Wir fragen uns, was unsere Hilfe bewirken kann und wo wir unsere Mitarbeitenden und unsere Patienten einem zu großen Risiko aussetzen“, sagte der Geschäftsführer der deutschen Sektion, Christian Katzer, dem Deutschen Ärzteblatt. „Im Moment ist die Abwägung noch eindeutig: Eine weitere Arbeit hilft den Patienten.“

Die Arbeit im Gazastreifen gestaltet sich nach Katzers Angaben generell immer schwieriger: „Wir sehen, dass alle größeren Medizinstrukturen irgendwann angegriffen wurden“, sagte er. Es gebe täglich Gespräche, inwie­weit die Arbeit vor Ort möglich sei und die Sicherheit der Mitarbeitenden und der Patienten gewährleistet werden könne.

afp

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