Medizin

IVF: Erfolglose Hormonbehandlung könnte Herz-Kreis­lauf-Risiko erhöhen

  • Montag, 13. März 2017
/dpa
dpa

Toronto – Frauen, die sich erfolglos einer Hormonbehandlung zur Erzielung einer Schwangerschaft unterzogen hatten, erkrankten in einer bevölkerungsbasierten Studie im Canadian Medical Association Journal (2017; 189: E391–E397) in den Folgejahren häufiger an einer Herzinsuffizienz oder an einem Schlaganfall.

Immer mehr Frauen wenden sich bei einem nicht erfüllten Kinderwunsch an ein IVF-Zentrum. Die Behandlung besteht zunächst in einer Hormonbehandlung, die die Reifung der Eizellen fördern soll. Diese ovarielle Hyperstimulation ist für die Frauen nicht nur strapaziös, sie könnte in den anschließenden Jahren auch ihr Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen. 

Darauf jedenfalls deuten die Daten von 28.442 Frauen unter 50 Jahren hin, die sich zwischen April 1993 und März 2011 in der kanadischen Provinz Ontario einer Frucht­barkeitstherapie unterzogen. Wie die Recherchen von Jacob Udell vom Institute for Clinical Evaluative Sciences an der Universität Toronto zeigen, führte die Behandlung bei zwei Drittel der Frauen nicht zu dem erwünschten Erfolg. Vielleicht verloren sie auch die Geduld, als sie nach einem bis fünf Zyklen der Hormonbehandlung nicht schwanger wurden. Die meisten hatten wohl noch auf eine direkte Befruchtung gehofft. Eine In-vitro-Fertilisation (IVF), die das Zusammentreffen von Spermium und Eizelle im Rea­genz­glas arrangiert, war nur bei elf Prozent der Frauen versucht worden.

Wie Udell herausfand, erlitten 2.686 Frauen während der folgenden 8,4 Jahre ein kardio­vaskuläres Ereignis. Die Inzidenzrate war mit 1,08 Ereignissen pro 100 Patienten­jahre nach einem vergeblichen IVF-Versuch höher als bei den Frauen mit erfolgreicher Fruchtbarkeitstherapie, wo es zu 0,91 kardiovaskulären Ereignissen auf 100 Patienten­jahre kam.

Udell ermittelte eine adjustierte Rate Ratio von 1,21, die mit einem 95-Pro­zent-Konfidenzintervall von 1,13 bis 1,30 signifikant war. Sie war in erster Linie auf Herzinsuffizienzen (Rate Ratio 2,25; 2,06–2,46) und Schlaganfälle (Rate Ratio 1,33; 1,22–1,46) zurückzuführen.

Die Studie kann nicht abschließend beweisen, dass die kardiovaskulären Ereignisse wirklich Folge der gescheiterten Fruchtbarkeitstherapie ist. Es bleibt möglich, dass die Fertilitätsstörung selbst für das kardiovaskuläre Risiko verantwortlich war. Jede Hormon­behandlung ist jedoch ein „kardiometabolischer" Stresstest, den einige Frauen mögli­cher­weise besser verkraften als andere.

rme

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