IVF mit kryokonservierten Embryonen häufiger erfolgreich

Jinan – Die meisten Repromediziner bevorzugen bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) „frische“ Embryonen. In einer randomisierten Studie aus China konnte der Kinderwunsch von Frauen mit polyzystischem Ovar-Syndrom (PCOS) jedoch häufiger erfüllt werden, wenn kryokonservierte Embryonen verwendet wurden. Laut der Studie im New England Journal of Medicine (2016; 375: 523-533) war die Behandlung zudem schonender für die Frauen, auch wenn die Zahl der Schwangerschaftskomplikationen anstieg.
Die Vorteile von kryokonservierten Embryonen sind auch westlichen Repromedizinern aufgefallen. Zi-Jiang Chen von der Shandong Universität in Jinan und Mitarbeiter sind jedoch die ersten, die das Phänomen in einer großen randomisierten Studie an einer großen Fallzahl untersucht haben, die signifikante Ergebnisse verspricht.
An 14 IVF-Zentren wurden insgesamt 1.508 infertile Frauen mit PCOS für den ersten Zyklus einer IVF auf die Verwendung von „frischen“ oder zuvor kyrokonservierten Embryonen randomisiert. Der Transfer des Embryos fand am Tag drei nach der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas oder durch intrazytoplasmatische Spermieninjektion statt. Primärer Endpunkt war die Rate der Lebendgeburten.
Diese Baby-Take-Home Rate war nach dem „Frozen-Embryo“-Transfer mit 49,3 Prozent signifikant höher als nach Verwendung von frischen Embryonen, die zu 42,0 Prozent im ersten Zyklus zur Geburt eines lebenden Kindes führte. Chen errechnet eine Rate Ratio von 1,17, das bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,05 bis 1,31 signifikant war. Zum Schwangerschaftsverlust kam es bei 22,0 Prozent gegenüber 32,7 Prozent (Rate Ratio 0,67; 0,54-0,83).
Der größte Vorteil war jedoch die Vermeidung eines ovariellen Überstimulationssyndroms. Diese potenziell lebensbedrohliche Komplikation trat nach Verwendung von kryokonservierten Embryonen nur bei 1,3 Prozent auf gegenüber einer Häufigkeit von 7,1 Prozent nach Verwendung von frischen Embryonen. Dies ergibt eine Rate Ratio von 0,19 (0,10-0,37).
Zu den Nachteilen des „Frozen-Embryo“-Transfer gehörten häufigere Präeklampsien (4,4 versus 1,4 Prozent; Rate Ratio 3,12; 1,26-7,73). Es handelte sich laut Chen jedoch um leichte Fälle, die keine negative Auswirkung auf die Kinder hatten. Nach der Verwendung von kryokonservierten Embryonen kam es jedoch zu fünf neonatalen Todesfällen gegenüber keinem Todesfall unter Verwendung von frischen Embryonen. Der Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant.
Warum es nach der Verwendung von kryokonservierten Embryonen häufiger zu einer erfolgreichen Schwangerschaft kommt, konnte die Gruppe nicht klären. In der Regel wird die Implantation des Embryos jedoch nicht im gleichen Zyklus wie die Entnahme der Eizelle vorgenommen. Ovar und Uterus können sich deshalb von der Hormontherapie erholen, die zur Hyperstimulation des Ovars durchgeführt wird (um mehrere Eizellen zu „ernten“ statt der pro Zyklus zu erwartenden einzelnen Eizelle).
Die sofortige Implantation nach der Hormonbehandlung führt auch zu erhöhten Estradiol-Konzentrationen, was das häufigere Auftreten des ovariellen Überstimulationssyndroms erklären dürfte. Frauen mit PCOS sind hier besonders gefährdet, weshalb die Ergebnisse der Studie auch nach Ansicht Christos Coutifaris von der Perelman School of Medicine in Philadelphia in dieser Indikation für die Verwendung von kryokonservierten Embryonen sprechen. Bei anderen Frauen mit einem niedrigen Risiko ist die Frage für den Editorialisten noch nicht geklärt.
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