Ärzteschaft

Jeder vierte Patient erlebte Lieferengpässe bei Arzneimitteln

  • Mittwoch, 1. März 2023
/picture alliance, Malte Ossowski, SVEN SIMON
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Berlin – Mindestens 26 Prozent der Patienten waren im vierten Quartal 2022 mit Lieferengpässen von Arznei­mitteln konfrontiert. Das zeigt eine neue Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).

Die Abrechnungsdaten der Apotheken geben eine Übersicht über die Arzneimittelversorgung. Lieferengpässe bei verordnungspflichtigen Medikamenten sind damit aber nur schwer zu erfassen – denn was nicht abgege­ben werden konnte, wird überlicherweise auch nicht dokumentiert.

Die Zi-Auswertung nutzt daher die Pharmazentralnummern und die Sonder-Pharmazentralnummer (PZN). Letzere wird verwendet, wenn statt des rabattierten beziehungsweise preisgünstigsten Präparats ein wirk­stoffgleiches Arzneimittel eines anderen Herstellers abgegeben wurde.

Sie kommt nur im Generika- und importrelevanten Markt zum Tragen. „Eine Betrachtung ihrer Häufigkeit als Zeitreihe weist aber auf eine aktuelle Verschärfung der Lage hin“, hieß es aus dem Zi.

Im vierten Quartal des vergangenen Jahres stieg die Zahl der abgerechneten Sonder-PZN laut dem Zi stark an. Bei zehn Prozent der Verordnungen konnten Apotheken nicht auf das eigentlich abzugebende Präparat zu­rück­greifen.

Dies betraf 26 Prozent der Patienten mit einer Verordnung. Rund 75 Prozent aller verordnenden Praxen hatten mindestens einen entsprechenden Patienten. Fälle, in denen die Apotheke ein neues Rezept in der Arztpraxis anfordern musste, weil der verordnete Wirkstoff überhaupt nicht verfügbar war, sind hierbei noch nicht er­fasst.

Die Gründe für Lieferengpässe sind nach Angaben des Zi nicht immer Produktionsprobleme – auch kurzfris­tige Veränderungen im Krankheitsgeschehen können zu Problemen führen. Zum Beispiel gab es im Dezember 2022 Versorgungsschwierigkeiten bei Antibiotika mit den Wirkstoffen Amoxicillin, Amoxicillin/Clavulansäure und Penicillin V.

Während im vierten Quartal 2021 die drei Wirkstoffe knapp zwei Millionen Mal verordnet wurden, waren es im vierten Quartal 2022 laut dem Zi mehr als 3,1 Millionen Verordnungen, also rund 57 Prozent mehr.

„Insbesondere bei so wichtigen Wirkstoffen wie Antibiotika sollte daher neben stabilen Lieferketten auch eine Reserve vorgehalten werden“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Er plädiert zudem dafür, Abhängigkeiten von Herstellern in Asien zurückzufahren und verbliebene Standorte in Europa zu stärken. Außerdem sollten Lieferengpässe konsequenter überwacht werden, „damit frühzeitig präventive Maßnahmen ergriffen werden können“, so Stillfried.

hil

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