Vermischtes

Lieferprobleme bei vielen Medikamenten in Nordrhein-Westfalen

  • Montag, 20. Februar 2023
/picture alliance, Marcus Brandt
/picture alliance, Marcus Brandt

Berlin/Düsseldorf – In Nordrhein-Westfalen (NRW) ist inzwischen fast jedes zweite ärztliche Rezept von Liefer­prob­lemen bei Medikamenten betroffen. Eine aktuelle Umfrage zeigt zudem, dass die Angst vor Arzneimittel­engpässen mittlerweile große Teile der Bevölkerung in Deutschland umtreibt.

„Von den 100 Millionen Rezepten, die jährlich in den Apotheken von Nordrhein-Westfalen eingereicht werden, ist mittlerweile fast jedes zweite von einem Engpass betroffen“, sagte Thomas Preis, Chef des Apotheker­ver­bands Nordrhein, heute der Rheinischen Post. Mal gebe es die Medikamente gar nicht, mal nicht in der ge­wünschten Dosierung oder Form.

Auch die nordrhein-westfälischen Hausärzte warnten. „Die Engpässe betreffen verschiedene Blutdruck­medi­kamente, Schmerzmittel, Psychopharmaka und auch Antibiotika. Bestimmte Säfte sind nicht zu bekommen, das trifft besonders Kleinkinder, die keine Tabletten schlucken können“, sagte Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Nordrhein. Er forderte unter anderem, Medikamente wieder im europäischen Schengen­raum zu produzieren.

Generell fürchten viele Menschen in Deutschland einer Umfrage zufolge Knappheiten bei Arzneimitteln. 38 Prozent schätzen die Gefahr von Lieferengpässen als „sehr hoch“ oder „eher hoch“ ein, so das Ergebnis einer aktuellen Befragung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH).

Auf der anderen Seite steht ein Drittel der Teilnehmer, die die Gefahr für „niedrig“ oder „sehr niedrig“ hält, so die repräsentative Umfrage, an der im Herbst 2.000 Menschen teilnahmen.

Dabei schätzten besonders Menschen zwischen 50 und 69 Jahren die Gefahr von Lieferengpässen als groß ein (insgesamt 41 Prozent) sowie Menschen über 70 Jahre (43 Prozent). Schwierigkeiten oder Knappheiten beim Kauf von Arzneien erlebt haben jedoch vor allem die 30- bis 49-Jährigen (37 Prozent) und weniger Menschen über 70 (22 Prozent).

Insgesamt haben laut der Erhebung 30 Prozent der Befragten binnen zwölf Monaten Schwierigkeiten oder Knappheiten beim Kauf von Arzneien erlebt. Insbesondere jüngere Bevölkerungsgruppen sowie Haushalte mit Kindern, Pflegebedürftigen oder chronisch Kranken haben demnach öfter Probleme beim Kauf von Arznei­mitteln wahrgenommen.

Die Bundesregierung will im Kampf gegen knappe Arzneien an mehreren Stellen ansetzen. So sollen nach Plänen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) neue Regeln für Vorräte als Puffer kommen. Zum Auf­fangen kurzfristiger Störungen in der Lieferkette oder kurzzeitiger größerer Mehrbedarfe werde „eine Pflicht zur mehrmonatigen Lagerhaltung“ eingeführt, heißt es in einem Referentenentwurf für ein geplantes Gesetz.

Der Entwurf folgt auf Eckpunkte, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits Ende vergan­genen Jahres vorgelegt hatte. Sie sehen auch neue Preisregeln vor, die Lieferungen nach Deutschland für Arzneihersteller wirtschaftlich attraktiver machen sollen.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung