Vermischtes

Junge Männer haben oftmals traditionelles Rollenverständnis

  • Montag, 12. Juni 2023
/Fotema, stock.adobe.com
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Hamburg – Junge Männer in Deutschland sind von Gleichberechtigung noch deutlich entfernt. Viele haben ein traditionelles Rollenverständnis und finden Handgreiflichkeiten gegen Frauen in Ordnung. Laut einer Befragung der Hilfsorganisation Plan International sieht sich die Hälfte der 18 bis 35-Jährigen in einer Beziehung als „Versorger“, der das Sagen hat.

Nach der Befragung gaben 33 Prozent der Männer an, es „akzeptabel“ zu finden, wenn ihnen im Streit mit der Partnerin gelegentlich „die Hand ausrutscht“. 34 Prozent seien gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden, um ihnen Respekt einzuflößen, heißt es weiter.

Auch in Bezug auf ihre Einstellung zur psychischen und physischen Gesundheit sind viele junge Männer nicht so weit, wie man annimmt: 71 Prozent der Befragten glauben, persönliche Probleme selbst lösen zu müssen, ohne um Hilfe zu bitten. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist der Überzeugung, sie seien schwach und angreifbar, wenn sie Gefühle zeigen. 53 Prozent der Teilnehmer sagen, es sei ihnen unangenehm, über ihre Gefühle zu sprechen.

Ebenfalls die Hälfte (50 Prozent) gibt an, gesundheitliche Probleme nicht zu beachten – in der Annahme, sie gingen von selbst weg. 63 Prozent geben an, dass sie sich in ihrem Inneren manchmal traurig, einsam oder isoliert fühlen. Außerdem stimmen 42 Prozent der Aussage „Manchmal trinke ich so viel Alkohol, dass ich nicht mehr weiß, was ich angestellt habe“ zu.

Plan International wollte nach eigenen Angaben herausfinden, was junge Männer und Frauen in Deutschland unter „Männlichkeit“ verstehen, wie sie diese wahrnehmen und damit umgehen. Mittels einer repräsentativen schriftlichen Online-Befragung wurden 1.000 Männer sowie 1.000 Frauen zwischen 18 bis 35 Jahren, die sich viel in sozialen Medien bewegen, interviewt.

Bei den Fragen zur Rollenverteilung in heterosexuellen Beziehungen gibt 52 Prozent der jungen Männer an, ihre Rolle darin zu sehen, im Beruf genug Geld zu verdienen. Für Hausarbeit ist ihrer Meinung nach vor allem die Partnerin zuständig. 49 Prozent finden es wichtig, in der Beziehung oder Ehe das letzte Wort bei Entscheidungen zu haben. 39 Prozent der jungen Männer möchten zudem, dass ihre Partnerin die eigenen Ansprüche zurückstellt, um ihnen den Rücken freizuhalten. Entsprechend würden nur 41 Prozent der Befragten länger als ein paar Wochen in Elternzeit gehen.

Die äußere Erscheinung spielt für die Befragten eine große Rolle. So geben 59 Prozent an, dass sie viel unternehmen, um einen sportlichen und muskulösen Körper zu haben. 55 Prozent stimmen der Aussage zu, mit ihrem Äußeren und ihrem Auftreten zu zeigen, dass sie ein echter Mann sind. Darüber hinaus fühlen sich 48 Prozent der Befragten gestört, wenn Männer ihr Schwulsein in der Öffentlichkeit zeigen. 42 Prozent sagen, dass Männer, die verweichlicht oder feminin auf sie wirken, „schon mal einen Spruch“ von ihnen abkriegen.

Bei den Fragen zu Frauen und Sexualität geben die Hälfte der Männer an, keine Beziehung mit einer Frau eingehen zu wollen, die viele Sexualpartner hatte. Gleichzeitig reizt es 37 Prozent der Befragten, mit so vielen Frauen wie möglich zu schlafen. Aufreizendes Verhalten aufseiten von Frauen darf als Aufforderung verstanden werden, meinen 47 Prozent der befragten Männer. 41 Prozent empfinden es auch als ihr gutes Recht, Frauen Komplimente zu machen, ihnen nachzuschauen und hinterherzupfeifen.

PB

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