Junk Food: Mediziner fordern Werbebeschränkungen nach britischem Vorbild

Berlin – Um Kinder und Jugendliche vor ungesunden Lebensmitteln zu schützen, will Großbritannien Fernseh- und Internetwerbung für bestimmte Lebensmittel künftig stark einschränken. Die britische Regierung hat eine Liste der Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt vorgelegt, die ab Oktober 2025 im TV tagsüber und im Internet überhaupt nicht mehr beworben werden dürfen. Damit will Großbritannien jährlich 20.000 Fälle von Fettleibigkeit bei Kindern verhindern.
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) begrüßt diese Entscheidung und nimmt sie zum Anlass, einmal mehr für eine stärkere Verhältnisprävention in Deutschland zu werben.
„Während hierzulande seit Jahren ergebnislos über die Einführung einer Zuckersteuer oder Werbeverbote für Süßigkeiten oder andere ungesunde Lebensmittel diskutiert wird, machen die Briten Nägel mit Köpfen“, kommentierte DEGAM-Präsident Martin Scherer. Dabei habe die DEGAM wiederholt darauf hingewiesen, dass breit ansetzende Elemente der Verhältnisprävention wie Werbeverbote oder erhöhte Steuern nachweislich gut geeignet seien, um einen gesunden Lebensstil zu fördern.
„Es ist höchste Zeit, dass Deutschland in der Verhältnisprävention endlich aufholt“, so Scherer. Für die Wirksamkeit der Verhältnisprävention – also die Stärkung der Prävention in den Lebenswelten der Menschen wie Kita, Schule, Nachbarschaft, Arbeitsplatz – lägen international gute wissenschaftliche Belege vor. Es sei „absurd“, wirtschaftliche Interessen höher einzustufen als den Schutz vor gesundheitlichen Risiken bei Generationen von Kindern, monierte der DEGAM-Präsident.
Wolfgang Schneider-Rathert, Sprecher der DEGAM-Sektion Prävention und niedergelassener Hausarzt in Niedersachsen, warnte ebenfalls vor den Folgen einer unregulierten Werbung für ungesunde Lebensmittel:
„Zielgenaue Werbung, die Kinder früh im Leben mehrfach jeden Tag in ihren Zeitschriften, auf ihren Handys und Bildschirmen erreicht, prägt so stark, dass das daraus resultierende Übergewicht später nur noch teilweise erfolgreich behandelt werden kann.“ Ein Werbeverbot für Junk-Food sei deshalb ein probates Mittel, um das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu verbessern.
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