Justinianische Pest war wahrscheinlich eine Beulenpest-Epidemie

Tübingen – Hinweise auf einen Beulenpest-Ausbruch in der Spätantike während des 8. bis 10. Jahrhunderts nach Christus haben Wissenschaftler um Johannes Krause von der Universität Tübingen in der Zeitschrift Plos One publiziert (doi 10.1371/journal.pone.0049803).
Historische Quellen berichten von einer Pandemie im achten bis zehnten Jahrhundert nach Christus, die den Zusammenbruch des Oströmischen Reiches einläutete. Historiker haben lange vermutet, dass die Justinianische Pest eine Beulenpest- Epidemie war. Empirische Belege existierten dafür aber kaum.
Der Tübinger Forschergruppe war es im letzten Jahr erstmals gelungen, das Genom von mittelalterlichen Yersinia pestis-Bakterien zu entschlüsseln, die sie aus Skeletten aus einem Londoner Pest-Friedhof isolierten. In einer neuen Studie verglich das Team um Krause das Erbgut der historischen Bakterien mit der Erbinformation aus 300 heutigen Yersinia-Pestis-Stämmen aus Nagetieren.
Der Vergleich von alten und modernen Genomen ergab, dass von den 311 analysierten Stämmen, 275 auf die mittelalterliche Pest-Pandemie, den Schwarzen Tod in der Mitte des 14. Jahrhunderts, zurückzuführen sind. In dem neuen, größeren Datensatz identifizierten die Forscher jedoch einen zusätzlichen Ast von elf zeitgenössischen Bakterienstämmen, die im rekonstruierten Yersina-Pestis-Stammbaum zwischen dem achten und zehnten Jahrhundert abzweigen, also im Zeitraum der „Justinianischen Pest“.
„Unsere neue Analyse deutet jetzt darauf hin, dass es in der späten Antike zu einem Beulenpest-Ausbruch kam. Es ist wahrscheinlich, dass es sich dabei um die Justinianische Pest handelt“, so Krauses Fazit.
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