Kammer betont Bedeutung von klinischer Arzneimittelforschung
Dresden – Die Landesärztekammer Sachsen hat auf die Bedeutung der Medikamentenforschung und von klinischen Studien mit bereits vorhandenen Arzneimitteln hingewiesen. Anlass für die Klarstellung der Kammer sind Medienberichte zu den sogenannten Anwendungsbeobachtungen (AWB).
Basierend auf einer Recherche des Journalistennetzwerkes „correctiv.org“ haben verschiedene Medien in den vergangenen Tagen diese Beobachtungen als wissenschaftlich fragwürdig kritisiert. „Es wird unterstellt, dass eine Vielzahl von Ärzten bei der Medikamentenverordnung nicht die optimale Behandlung des Patienten im Blick habe, sondern hauptsächlich den eigenen ökonomischen Vorteil. An keiner Stelle wird zwischen AWB und etablierter klinischer Forschung getrennt“, kritisiert die Kammer. Eine solche Globalkritik sei jedoch unberechtigt, denn die Teilnahme an klinischen Prüfungen sei zunächst einmal ein wichtiges Qualitätsmerkmal für ambulante wie stationäre Einrichtungen.
„Diese undifferenziert diskreditierende Diktion schadet dem essentiell notwendigen Vertrauensverhältnis zwischen Patienten, seinen Angehörigen und den Behandlern“, kritisierte der Präsident der Kammer, Erik Bodendieck. Er fordert daher eine „sachliche und differenziertere Berichterstattung“.
Die Ethikkommission der Sächsischen Landesärztekammer prüft jährlich auf Antrag rund 15 bis 20 AWB. Gegenstand der Prüfung ist auch, ob Ärzte durch die AWB womöglich in ihrem Verordnungsverhalten beeinflusst werden.
Laut der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sind AWB grundsätzlich sinnvoll. „Die KBV appelliert an die Industrie, größtmögliche Transparenz bei den AWB einzuhalten und so einem Generalverdacht gegen die Studien zu begegnen“, hieß es aus der KBV gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Die pharmazeutische Industrie hat sich in den vergangenen Tagen gegen Vorwürfe bezüglich der AWB gewehrt und die Bedeutung dieser Studien für die Weiterentwicklung von Arzneimitteln betont.
Das Recherchenetzwerk „correctiv.org“ ist ein unabhängiger Zusammenschluss von investigativen Journalisten, das sich über Mitgliedsbeiträge finanziert. Es stellt seine Rechercheergebnisse kostenfrei anderen Medien zur Verfügung. Am 9. März erschien unter dem Titel „Organisiertes Mitwissen“ ein Beitrag zu den AWB.
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