Kapillare im Gehirn steuern den Blutfluss

Burlington – Die Durchblutung des Hirnparenchyms scheint wesentlich durch die Kapillare reguliert zu werden, die durch einen speziellen Ionenkanal die neuronale Aktivität messen können. Dies legen Versuche nahe, die Forscher um Thomas Longden am Larner College of Medicine der University of Vermont durchführten. Sie berichten in Nature Neuroscience (2017; doi: 10.1038/nn.4533).
Bisher galten die Kapillare in Bezug auf die Durchblutungsregulation häufig mehr als passive Rohre, weil sie durch die Abwesenheit von Muskulatur ihren Querschnitt nicht verändern könnten. Die Forscher berichten, dass viele Neurowissenschaftler aber annähmen, dass die kontraktiblen Arteriolen den Durchblutungsbedarf erkennen und entsprechend regulieren. Über welche Mechanismen die Arteriolen diese Informationen erhalten, sei aber bisher unklar.
Das Gehirn, welches lediglich zwei bis drei Prozent des Körpergewichts ausmacht, benötigt rund ein Viertel des menschlichen Energiebedarfs. Es ist daher auf eine ökonomische Verteilung von Durchblutung und Energie angewiesen.
Für ihre Versuche nutzten die Wissenschaftler Mäuse. Die Forscher stellten bei der Analyse der zerebralen Durchblutungsregulation fest, dass diese durch die Kapillare im Hirngewebe gesteuert wurde. Offensichtlich verfügten die Kapillare über spezielle spannungsabhängige Kaliumkanäle.
Kaliumionen werden von Nervenzellen zur Repolarisation eines Aktionspotenzials ausgeschüttet. Über die speziellen Kanäle konnten die Endothelzellen der Kapillare die neuronale Arbeit erkennen. Sie erzeugten nachfolgend einen Spannungsgradienten, der den stromaufwärts liegenden Arteriolen das Signal zur Dilatation und somit zur verstärkten Durchblutung gab. Bei extrazellulär überhöhtem Kaliumspiegel zeigte sich eine Störung dieser Regulation.
Durch ihre Versuche konnten die Forscher zeigen, dass die Kapillare eine komplexes sensorisches Netzwerk der Hirndurchblutung bilden. Die Signaltransduktion über Spannungsgradienten erlaube eine sehr sensible Feinregulation der zerebralen Durchblutung. In künftigen Studien wollen die Wissenschaftler untersuchen, welche pathologischen Konsequenzen sich aus einer gestörten Regulation ergeben.
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